Auf Einladung der «Weltwoche» hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán in einem Zürcher Luxushotel eine Rede gehalten. Bereits bei Orbáns Ankunft im Saal erhob sich das Publikum ein erstes Mal für eine Standing Ovation. Und auch auf der Bühne war die Bewunderung gross.
So meinte der Gastgeber Roger Köppel, Weltwoche-Chefredaktor und ehemaliger SVP-Nationalrat, in seiner kurzen Einführung: «Ich gebe es zu, Herr Orbán, Herr Ministerpräsident: Sie sind eines meiner grossen Vorbilder.» Dann gab Köppel die Bühne frei und der nächste Applaus brandete auf.
SVP-Prominenz und spontaner Beifall
Es folgte ein stündiger Vortrag Orbáns – die sogenannte «Zürcher Rede», eine Anspielung auf Winston Churchills Zürcher Rede von 1946 zur europäischen Einheit. Bei Orbán klang es – wenig überraschend – gänzlich anders. Die Schweiz und Ungarn hätten ein gemeinsames Problem: die EU.
Ungarn ist ein Mahnmal für die Schweiz.
Europa, so Orbán, habe die Fähigkeit verloren, selber bestimmen zu können. Die EU-Länder könnten nicht mehr souverän entscheiden. Und als Orbán über seine harte Migrationspolitik sprach, gab es erneut spontanen Beifall aus dem Publikum.
Im Publikum sassen viele Vertreter der SVP. Etwa alt Bundesrat Christoph Blocher, der angetan war von Orbán: «Er kämpft mutig für sein Land und die Freiheit seines Landes.» Weil Ungarn nicht so sei, wie es die EU wolle, werde das Land mit Strafmassnahmen belegt, so Blocher weiter: «Ungarn ist ein Mahnmal für die Schweiz.»
Ein Saal voller Applaus und Bewunderung
Auch Ueli Maurer, Andreas Glarner oder Magdalena Martullo-Blocher kamen, um Orbán zu hören. Neben der SVP-Prominenz waren auch zahlreiche Menschen zugegen, die in Ungarn geboren sind. «Für mich und das ungarische Volk ist Orbán derzeit die richtige Person, auch wenn das mit westlicher Anschauungsweise anders aussehen mag», sagte etwa ein junger Mann gegenüber SRF, der seine ungarische Mutter an den Anlass begleitete.
Kritische Worte waren keine zu hören an der Veranstaltung. Nichts zum Demokratiedefizit, nichts zur mangelnden Meinungs- und Pressefreiheit in Ungarn.
Zwar hatten Aktivisten im Vorfeld eine Gegenrede veröffentlicht, in der sie davor warnten, Köppel und die SVP würden den Autokraten Orbán einladen, um seine demokratiefeindlichen Rezepte auch in der Schweiz salonfähig zu machen. Und rund ums Hotel musste die Polizei Plakate entfernen, die den Besuch Orbáns kritisierten. Doch im Saal des Luxushotels selber gab es viel Applaus und Bewunderung.