- Cargo Sous Terrain setzt neu auf ein Seilbahnsystem statt auf selbstfahrende Elektrowagen.
- Dadurch sollen die Investitionskosten um ein Drittel auf rund 25 Milliarden Franken gesenkt werden.
- Jetzt ist auch klar: Das Projekt verzögert sich um mindestens fünf Jahre.
Pionierprojekt oder Luftschloss – das geplante unterirdische Gütersystem Cargo Sous Terrain (CST) ist seit Jahren in den Medien präsent. Die Idee: Statt auf den Strassen sollen Güter in einem Tunnelsystem auf Wagen transportiert werden. Ent- und beladen werden die Wagen an Verladestationen – sogenannten Hubs.
Im letzten Jahr gab es jedoch viel Kritik an dem Projekt. Gemeinden und Kantone äusserten sich kritisch. Zu lesen waren Aussagen wie «kaum befriedigend realisierbar», «herausfordernd» bis hin zu «nicht umsetzbar». Kurz darauf teilte CST mit, dass sich das Projekt verzögert und Stellen abgebaut werden.
Neuer Zeitplan für CST ist bekannt
Jetzt ist klar: Statt 2031 sollen frühestens 2036 die ersten Wagen durch das Tunnelsystem rollen. Damit hinkt das Projekt dem Zeitplan fünf Jahre hinterher.
Auch bei den Kosten sind die Köpfe hinter dem Projekt nochmals über die Bücher gegangen. Neu rechnet CST noch mit Investitionen von rund 25 Milliarden Franken. Das ist rund ein Drittel weniger, als bisher.
Transportwagen komplett neu gestaltet
Kostensparend sind die neu geplanten Transportwagen. Nach mehr als zehn Jahren Planung hat das Projektteam das System neu konzipiert: Statt selbstfahrende Elektrowagen auf unterirdischen Strassen soll eine Seilbahntechnologie zum Einsatz kommen. Die Wagen sind auf Schienen unterwegs und werden in ein Drahtseilsystem eingehängt.
Schienenwagen statt innovative Elektrowagen, die sich während der Fahrt induktiv aufladen – ist das nicht ein Rückschritt? «Das ist eine berechtigte Frage», sagt Christian Späth, CEO von CST. «Diese Elektrowagen wären natürlich innovativ gewesen, sie hätten aber entwickelt werden müssen.» Solche Entwicklungen sind teuer.
Weniger Wärme und weniger Stau
Ein weiterer Aspekt: «Die Elektrowagen hätten beim Fahren und Laden viel Wärme erzeugt», erklärt Späth. «Das heisst, es bräuchte Kühl- und Lüftungsanlagen und das kostet Geld.»
Die Wärme war auch ein wichtiger Punkt bei der Kritik von Gemeinden und Kantonen. Die Befürchtung: Das Grundwasser könnte sich durch die Wärme im Tunnel zu sehr aufheizen.
Zu guter Letzt hätte es bei den Elektrowagen auch eine Staugefahr gegeben, erklärt CEO Christian Späth: «Wenn zu viele Wagen unterwegs wären, dann würde sich – genau wie auch auf der Strasse – Stau bilden.»
Beim Seilbahnsystem sei das anders, erklärt Späth: «Es funktioniert wie bei einem Sessellift – die Wagen werden durch den Tunnel gezogen. In den Hubs verlangsamen sie sich kurzzeitig und werden ent- oder beladen, um danach wieder an Fahrt aufzunehmen.»
Logistikexperte sieht Änderungen positiv
Dass rund 10 Jahre nach Planungsbeginn die Transportart noch einmal komplett überarbeitet wird, erstaunt den Logistikexperten der Universität St. Gallen, Leon Zacharias, nicht. Das sei normal bei langen Planungsphasen. Den Wechsel zur Seilbahntechnik findet er gut: «Die Wagen fahren in gleichen Abständen und mit gleicher Geschwindigkeit durch den Tunnel. Das nimmt Komplexität aus dem System.»
Doch ist das Megaprojekt realistisch? Der Logistikexperte steht Cargo Sous Terrain positiv gegenüber. Er würde sogar einen Teil seiner Altersvorsorge in das Projekt investieren: «Ja, Cargo Sous Terrain wäre für mich eine innovative Anlagemöglichkeit.»