«Kaum befriedigend realisierbar», «herausfordernd», «nicht umsetzbar»: Es klang nicht gut, was die von der Gütermetro betroffenen Gemeinden und Kantone in den letzten Wochen über Cargo Sous Terrain (CST) geschrieben haben.
Inzwischen ist klar, dass sich das Projekt auf unbestimmte Zeit verzögert. Ende Juni kam dann noch die Meldung, dass das Unternehmen Stellen abbauen muss und dass CEO Peter Sutterlüti als wichtiger Kopf von CST die Geschäftsleitung aufgibt.
CST-Verwaltungsrat Daniel Wiener, zuständig für die Finanzen, räumt ein, dass sich das Projekt nach den negativen Rückmeldungen aus Kantonen und Gemeinden an einem kritischen Punkt befinde. «Dieser kritische Punkt war aber voraussehbar und wird von den Medien deutlich kritischer gesehen als von uns.»
Die Investoren haben die in Aussicht gestellten Mittel aufrechterhalten.
Laut Wiener betont steht Cargo Sous Terrain finanziell sehr gut da: «Wir haben keine Finanzierungsprobleme. Alle Aktionäre sind dabeigeblieben und werden ihre Verpflichtungen erfüllen. Für die Bauphase sind das zum grossen Teil andere Investoren. Sie haben die in Aussicht gestellten Mittel aufrechterhalten.»
Alles in Ordnung also – trotz harscher Kritik?
Hört man den Politikerinnen und Politikern aus Zürich zu, die sich zuletzt mit den CST-Plänen beschäftigt haben, klingt das anders. Etwa bei Markus Knauss, dem Zürcher Sektionschef beim Verkehrsclub Schweiz, der für die Grünen im Stadtparlament sitzt.
Cargo Sous Terrain sei eine sehr teure Infrastruktur, die sehr wenig zur Lösung der Verkehrsprobleme beitrage, findet er: «Ich wundere mich, warum man so lange an diesem unsinnigen Infrastrukturausbau festgehalten hat.»
Cargo Sous Terrain gibt sich von solchen Äusserungen unbeeindruckt: Die Gütermetro werde Strassen und Schienen entlasten, versichert Wiener: «Zum einen reduzieren wir die Staus deutlich. Allein in der Stadt Zürich sind das pro Tag 5200 Kilometer weniger Lastwagenverkehr.» Zum anderen werde der öffentliche Raum entlastet: «Dank gebündelter Fahrten gibt es weniger Stopps, gefahren wird mit vollen Lastwagen, nicht mit halbleeren.»
Jede Bündelung, die wir erreichen, egal durch welchen Dienstleister, hat sehr viel Wert bei der Entlastung der Strasseninfrastruktur.
Trotzdem: Wiener und seine Leute müssen die Kantone und Gemeinden jetzt überzeugen, sonst wird es mit der Umsetzung schwierig. Dabei braucht es dringend Lösungen für den Güterverkehr der Zukunft, vor allem in den Städten. Bis 2050, so schätzt der Bund, wird der Güterverkehr in der Schweiz um mehr als 30 Prozent zunehmen.
Vorschnell beerdigen sollte man deshalb Projekte wie CST nicht, sagt Maike Scherrer, Professorin an der ZHAW für nachhaltige Transportsysteme: «Jede Bündelung, die wir erreichen, egal durch welchen Dienstleister, hat sehr viel Wert bei der Entlastung der Strasseninfrastruktur.»
Zusammenspiel aller Kräfte
Scherrer hat schon für Cargo Sous Terrain Berechnungen angestellt. Mit Blick auf das Bevölkerungswachstum und die Verdichtung der Stadt Zürich errechnete sie beim Einsatz von 18-Tonnen-Lastwagen zum Beispiel ein Reduktionspotenzial von 22 bis 32 Prozent – vorausgesetzt, die Industrie gibt auch alle Waren in den Tunnel, die sich für das Transportsystem von CST eignen.
Die vorsichtigen Prognosen der Verkehrsexpertin zeigen, dass noch viel offen ist. Fest steht für Scherrer, dass CST nicht die alleinige Lösung sein kann. Es müsse immer ein Zusammenspiel sein von Schiene, Strasse und anderen Anbietern wie möglicherweise Cargo Sous Terrain, um das gesamte System zu verbessern. Dabei könnte CST durchaus eine wichtige Rolle spielen.