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Unwetter in der Schweiz: Welche Strassen halten bei Extremwetter?
Aus News Plus vom 26.06.2024. Bild: Keystone/Ti-Press/SAMUEL GOLAY
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Unwetter in der Schweiz «Bei der Infrastruktur ist die Schweiz verwöhnt»

Misox, Zermatt, Morges, Flughafen Genf, Basel, Schaffhausen, Bodensee: Das aktuelle Wetter hat Auswirkungen durch die ganze Schweiz. Ein Teil der Autobahn ist weg, der Flughafen musste pausieren und die nächsten Gewitter stehen schon vor der Türe.

Wie gut ist eigentlich unsere Infrastruktur dagegen geschützt? Für den Geografen und Infrastrukturexperten Andreas Zischg befindet sich die Schweizer Infrastruktur in einem guten Zustand.

Andreas Zischg

Geograf

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Andreas Zischg ist Professor für Modellierung von Mensch- und Umweltsystemen an der Universität Bern. Er beschäftigt sich mit Hochwassergefahren und den Folgen von Extremereignissen.

SRF News: Wie gut ist die Schweizer Infrastruktur für Unwetterereignisse gerüstet?

Andreas Zischg: Beim Bau der Infrastruktur werden Naturgefahren so weit wie möglich berücksichtigt. Ein gewisses Restrisiko bleibt jedoch immer, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, vor allem nicht bei Netzwerkinfrastruktur. Also Infrastruktur, die miteinander zusammenhängt wie Strassen, Eisenbahnen oder das Stromnetz. Hier kann sich eine lokale Schwachstelle auf das ganze Netzwerk auswirken: Man spricht von sogenannten systemischen Risiken. Die lokal überflutete Autobahn kann sich grossräumig auswirken. Grundsätzlich ist die Infrastruktur fit.

Mann.
Legende: Guido Biaggio, stellvertretender Direktor Astra, bei der Besichtigung der A13-Baustelle in Lostallo. (26. Juni 2024) Keystone/Ti-Press/SAMUEL GOLAY

Sind unsere Strassen für solche Ereignisse gerüstet?             

Die Strasseninfrastruktur ist fit, wenn sie beispielsweise lokale Sperrungen von Verkehrswegen gut auffangen kann. Das Strassennetzwerk im Mittelland ist derart dicht, dass, wenn es lokal irgendwo einen gesperrten Strassenabschnitt gibt, der gesperrt ist, die Verkehrsinfrastruktur den Umwegverkehr aufnimmt. Die Mobilität organisiert sich selbst neu. Das Problem ist eher in den Alpentälern zu finden: Dort ist die Topografie der Täler entscheidend, es gibt nur wenige Querverbindungen zu den Strassen. Im Alpenraum ist es also schwieriger, eine fitte Infrastruktur zu bauen im Sinne von einer Gewährleistung der Mobilität.

Das sagt die SBB

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«Das Netz der SBB ist auf rund 1100 Kilometern Naturgefahren wie Lawinen, Rutschungen, Steinschlägen, Murgängen oder Überschwemmungen ausgesetzt. Um die Sicherheit der Kunden und Kundinnen sowie Mitarbeitenden zu gewährleisten, investiert die SBB pro Jahr ca. 10 bis 15 Millionen Franken, um sich vor Naturgefahren zu schützen. Diese – in Anbetracht des gesamten Naturgefahrenrisikos – eher kleine Summe ist nur dank einer vor 15 Jahren eingeführten risikobasierten Naturgefahrenstrategie möglich.

Diese hat zu einer enormen Effizienzsteigerung im Naturgefahrenmanagement der SBB geführt. Das heisst: Weg von der reinen Gefahrenabwehr hin zu einer proaktiven und risikobasierten Naturgefahrenprävention – mit dem Resultat, dass trotz einer beträchtlichen Risikozunahme, rein nur durch den Mehrverkehr, die SBB ihre Ausgaben für die Naturgefahrenprävention konstant halten konnte. Hotspots werden zusätzlich zum Verbau noch mit Alarm- oder Überwachungssystemen permanent elektronisch überwacht.»

Wie viel Wasser ertragen unsere Strassen?

Die Frage kann das Bundesamt für Strassen besser beantworten, aber grundsätzlich sind sie auf ein Ereignis alle 20-30 Jahre ausgerichtet. Um eine totale Sicherheit zu gewährleisten, wäre der Aufwand derart gross, dass man wiederum Auswirkungen auf die Mobilität selbst hätte. Beispielsweise, wenn die Strassen durch Tunnels komplett geschützt werden müssten. Hier würde die Mobilität stark beeinträchtigt werden und das Geniessen der Landschaft würde auch wegfallen. Es ist ein ständiges Abwägen zwischen «wie viel Sicherheit möchten wir als Gesellschaft für die Mobilität?» und «wie viel Restrisiko nehmen wir in Kauf?».         

Auch im Flugverkehr kann man nicht von einer hundertprozentigen Sicherheit sprechen.

 Wie sollen wir mit solchen Restrisiken umgehen?

Wir sind verwöhnt. Infrastruktur funktioniert immer, ausser an gewissen einzelnen Tagen innerhalb von Jahrzehnten. Solche einzelnen Ereignisse sind lästig für viele Beteiligte, es kann auch zu Todesfällen kommen, was tragisch ist. Aber grundsätzlich funktioniert die Infrastruktur. Wir müssen uns davon lösen, dass wir hundertprozentig zu jeder Tag- und Nachtzeit diese Infrastruktur nutzen können, und damit leben können, zu gewissen Zeiten Alternativrouten fahren zu müssen. Dasselbe geschieht auch im Flugverkehr: Wenn in Island ein Vulkan ausbricht, werden die Flugzeuge umgeleitet. Auch da kann man nicht von einer hundertprozentigen Sicherheit sprechen.

Das sagt das Bundesamt für Strassen

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Auch das Bundesamt für Strassen (Astra) hat sich gegenüber SRF zur Thematik geäussert. «Bei ca. 10 bis 15 Prozent im Nationalstrassennetz sind spezifische Schutzmassnahmen notwendig, konkret im Alpenraum und aufgrund topografischer Gründen. Beispiele hierfür sind die Axenstrasse, Simplon, Julierpass, Grosser St. Bernhard oder auch die Gotthard-Passstrasse. Mögliche Gefahren sind Naturgefahren wie Steinschlag, Murgänge im Winter oder im Frühling Lawinen. Im Mittelland haben wir je nachdem auch die Gefahr von Hochwasser.»

Ist die Schweizer Infrastruktur fit genug für Extremwetter auch in der Zukunft?

Die Infrastruktur hat lokal sicher einige Schwachstellen, allein aufgrund ihrer schieren Grösse.  Sie wird jedoch laufend untersucht und punktuell verstärkt.                

Das Gespräch führte Reena Thelly.

News Plus, 26.6.2024, ; 

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