Im Wald oberhalb von La Chaux-de-Fonds sieht Forstingenieur Pascal Schneider Gefahren, so weit das Auge reicht. Am Horizont lehnt eine riesige dünne Tanne an einen anderen Baum, oder was davon noch übriggeblieben ist. Dem langen Baumstamm sind nämlich sämtliche Äste abgebrochen.
Die Schäden nach dem verheerenden Sturm im Kanton Neuenburg sind beträchtlich. Das ist besonders auch in den Wäldern rund um die Stadt zu sehen: «Nicht betreten» gilt dort auch bald zwei Monate nach dem Sturm noch.
Überall geknickte Bäume
Während in La Chaux-de-Fonds selbst in erster Priorität die Dächer von Gebäuden gesichert und Schulwege freigeräumt wurden, rückt nun auch der ländliche Teil des Kantons in den Fokus. Denn auch in den umliegenden Landwirtschafts- und Waldgebieten hat der Sturm viel Schaden angerichtet.
Im Wald bei La Chaux-de-Fonds bietet sich ein trauriges Bild: geknickte Riesen überall. «Die älteren Bäume in diesem Wald waren vielleicht 150 oder 180 Jahre alt», sagt Schneider, der für den Bezirk zuständig ist, in dem die Stadt liegt.
Sturmholz ist nicht profitabel
Der Sturm vom 24. Juli hat beträchtliche Schäden angerichtet: In wenigen Minuten sind 50'000 Kubikmeter Holz gefallen. Das alles aus dem Wald zu ziehen, kostet weit mehr, als damit am Holzmarkt verdient werden kann.
Wir stehen vor einem grossen Baum, den es mitsamt Wurzeln aus der Erde gerissen hat. Da ist Vorsicht geboten, bevor man die Säge ansetzt, erklärt der Forstingenieur, denn der sogenannte Wurzelteller wird kippen. «Steht man falsch, ist das Risiko sehr gross, dass man verletzt wird.»
Die Aufräumarbeiten sind aufwendig und dürften noch Monate in Anspruch nehmen. Den Wald in diesem Zustand zu sehen, sei schmerzhaft, sagt Schneider, «aber das ist nicht das Ende».
Schaden vielleicht sogar gut für Biodiversität?
Wie an so vielen Orten in der Schweiz hat auch der Wald hier in den letzten Jahren unter Hitze und Trockenheit gelitten. Ein ungebetener Gast hielt Einzug: der Borkenkäfer. Die vielen geschwächten Nadelbäume boten dem Schädling ein ideales Zuhause. Damit ist nun Schluss.
«Die Bäume sind beschädigt, das ist ganz klar», sagt Schneider. Der Schaden sei aber primär ökonomisch, denn der Natur könnte er womöglich sogar zugutekommen: «Die Biodiversität könnte davon profitieren.» Forstingenieur Schneider hofft, dass hier in ein paar Jahrzehnten ein Wald steht, der optimal zu den künftigen klimatischen Bedingungen passt.