Zurzeit leiden Bergkantone ganz besonders unter den verheerenden Folgen von Gewittern mit extrem viel Regen innert kurzer Zeit. Doch auch das Mittelland kann sich nicht in Sicherheit wiegen: Mehr als die Hälfte aller Gebäude in der Schweiz sind gefährdet, bei Unwettter Schaden zu nehmen. Dies zeigen neue Berechnungen.
Mit der Klima-Erwärmung würden verheerenden Gewitter zunehmen und zwar überall, erklärt Olivia Romppainen, Co-Leiterin des Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Universität Bern. «Pro ein Grad wärmere Luft kann die Luft sieben Prozent mehr Feuchtigkeit enthalten, das bedeutet intensivere Niederschläge, es hat mehr Feuchtigkeit zum Ausregnen.»
Wie dies Flüsse zum Überlaufen bringen kann, hat sich gerade wieder gezeigt. Noch unterschätzt werde hingegen das Schadenspotential abseits von Flüssen und Seen: Wenn dort so viel Regen aufs Mal fällt, dass es nicht versickern kann, sondern an der Oberfläche abfliesst.
Dieses Schadenpotential sei insgesamt deutlich grösser als jenes durch Hochwasser, so Romppainen. Berechnungen vom März zeigen: In der Schweiz sind rund 60 Prozent der Gebäude durch Oberflächenabfluss gefährdet. Dabei geht es um 1.3 Millionen Gebäude mit einem Neuwert von 2300 Milliarden Franken. «In der Regel ist Oberflächenabfluss nicht sehr tief, das Wasser ist 5-10 Zentimeter hoch und fliesst in Keller oder Tiefgarage und kann dort zu Schäden führen», sagt die Co-Leiterin.
Wenige Kantone schreiben Objektschutz vor
Die Forschenden plädieren daher für Schutzmassnahmen an den Gebäuden, wie Wassersperren oder die Erhöhung von Luftschutzgittern. Die Versicherungen sollten entsprechend beraten. «Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich auch, dass solche Massnahmen staatlich vorgeschrieben werden.»
Tatsächlich schreiben erst wenige Kantone solchen Objektschutz vor. Doch auch das sei jetzt ein Thema, sagt Jean-François Steier, Vorstandsmitglied der Baudirektorenkonferenz. «Wir überarbeiten das Regelwerk und schauen uns an, wo und wie man noch bauen soll und wie man bestehende Bauten schützen kann.»
Auch wenn noch nichts beschlossen ist: Der Druck, Gebäude baulich zu schützen, dürfte zunehmen.