Testen, Testen, Testen: Das empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO dringend und das sagen auch die Epidemieforscher in der Schweiz. Doch hierzulande können nur Personen mit Husten und Fieber sowie Risikopatienten getestet werden – denn es gibt zu wenig Material zum Testen.
Es fehlt an Abstrichstäbchen und Chemikalien
«Mit dem Material, das wir jetzt noch zur Verfügung haben, ist überhaupt nicht daran zu denken, die Tests auszuweiten», sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch in der «Rundschau». Man könne nur jene Personen testen, für die es wirklich wichtig sei: «Wenn sich die Frage stellt, ob jemand hospitalisiert werden muss oder nicht.»
Es tut sich also zwischen den Forderungen der Wissenschaft und den Tatsachen in den Kantonen eine Kluft auf. Dabei fehlen Schweizweit nicht die Coronavirus-Tests selber. Was fehlt, ist einfaches Material wie Abstrichstäbchen für Mund und Nase oder Reaktionsmittel, das es für die Auswertung der Tests braucht. Wegen des Reaktionsmittels stehe man sogar mit den USA in Verhandlungen, sagte BAG-Direktor Pascal Strupler am Mittwoch bei RTS.
Die Kantone versuchen Sololäufe
Hinzu kommt, dass die Kantone unterschiedlich mit der Testproblematik umgehen. Bern will Anfang nächster Woche ein Drive-in-Zentrum eröffnen, wo man sich testen lassen kann. Ein solches Zentrum sei eine gute Sache, wenn man genügend Material habe, sagte Koch. «Doch im Moment haben wir in der Schweiz nicht genügend Tests. Wir müssen jetzt schauen, dass wenigstens die Spitäler genügend testen können.»
Mehr Informationen bei SRF
Von Kochs Äusserung wurde der Kanton Bern auf kaltem Fuss erwischt. Man habe das nötige Material bei Zulieferern bestellt, heisst es heute von der bernischen Gesundheitsdirektion. Man sei jetzt daran abzuklären, was die Aussage des BAG bedeute. Sicher ist: Gehen in Bern Drive-in-Zentren für Coronatests auf, dann werden sich auch Leute aus anderen Kantonen dahin begeben.
Ein bisschen Chaos ist unumgänglich
Obwohl der Bundesrat die ausserordentliche Lage ausgerufen hat und einheitliche Regeln gelten sollten, scheint bei den Coronatests in der Schweiz Chaos zu herrschen. «Das ist bis zu einem gewissen Grad völlig normal», sagt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Schweizer Kantonsärzte. In einer vom Bundesrat ausgerufenen ausserordentlichen Lage funktioniere nicht immer alles wie am Schnürchen.
Wegen des Mangels beim Testmaterial können die Kantonsärzte zurzeit jeweils nur die nächsten paar Tage planen. Sie erwarten jetzt, dass ihnen der Bund unter die Arme greift.