Sie werden von Teilen der Gesellschaft ausgegrenzt: Messies. Das können Menschen sein, die Sachen sammeln, horten und nie wegwerfen. Aus diesem Grund leben sie meist in einem grossen Chaos und vereinsamen dadurch teilweise.
Das Messie-Syndrom ist also ein Syndrom, das mehrere Probleme mit sich bringt. Ein Verein aus Dietikon will diesen Menschen nun helfen. Für die Betroffenen bedeutet das weitere Hilfe, denn Beratungsangebote gibt es bereits, beispielsweise den Verein «LessMess».
Was die Vereine gemeinsam haben, ist, dass sie Betroffenen helfen und vor allem auch deren Angehörigen, die sich oft sorgen. Der Messie-Verein aus Dietikon bietet etwa Termine an, wo sich mal Betroffene, mal Angehörige offen austauschen können. Dabei steht im Vordergrund, zunächst Vertrauen aufzubauen.
In einem weiteren Schritt geht es dann ans eigentliche Aufräumen. Hierbei können Aufräumwillige quasi aus verschiedenen Modulen individuell auswählen: die Wohnung oder auch den Keller in wenigen Stunden, am Wochenende oder in mehreren Monaten auf Vordermann bringen.
Er war betroffen – früher einmal
Einer, der früher vom Messie-Syndrom betroffen war, ist Jan Schippert. Er habe auch schon seine Mutter abgewiesen, als sie ihn eigentlich besuchen wollte. Und das sei ihm richtig peinlich gewesen, sagt er gegenüber SRF.
So gehe es aber vielen, sagt seine Frau Esther Schippert, die den neuen Verein aus Dietikon leitet. Vor 20 Jahren sei sie zum ersten Mal mit dem Messie-Syndrom in Kontakt gekommen: Während ihrer Zeit bei der Spitex, als sie merkte, dass oftmals die Zeit für solche Menschen fehlte. Ausserdem habe das Thema viele überfordert.
Nach einer Weiterbildungsphase hat sie im Herbst 2023 dann den Verein gegründet. Er sei noch ganz am Anfang, denn Leute zu finden, die sich austauschen wollen, sei nicht einfach, sagt die Vereinspräsidentin.
Messies nämlich seien sich bewusst, dass sie ein Problem hätten und schämten sich deshalb. Jedoch würden sie es verdrängen – mitunter mit guten Strategien – um ihre Problematik zu verbergen.
«Meistens sind diese Menschen, die so leben, extrem intelligent und wortgewandt», sagt Esther Schippert. Viele Betroffene würden auch Wert auf Kleidung legen und seien draussen im Alltag «spritzig» unterwegs. So bekomme niemand etwas von ihrem privaten Leben zu Hause mit.
«Wie ein kleiner Trampelpfad»
Ihren Mann Jan hat sie kennengelernt, als er noch ein Betroffener war. In der schlimmsten Phase habe es gewisse Wege durch seine Wohnung gegeben – von der Küche zum WC, zum Schlafzimmer, zum Bett, sagt Jan.
«Das war wie ein kleiner Trampelpfad im Wald, wo man durchgehen kann. Links und rechts lagen Sachen rum, meistens durchmischt – etwa Pizzaschachteln und Socken.» Geruchsbelästigungen, beispielsweise im Treppenhaus, habe es aber nicht gegeben. Das wäre seine persönliche Grenze gewesen, fügt er an.
Geheilt sei er zwar, aber tief in ihm schlummere es wohl noch, sagt Jan Schippert weiter. Nur lasse er es nicht mehr so weit kommen. Zum Beispiel habe er heute viel weniger Dinge. Was er nicht besitze, könne schliesslich auch nicht herumliegen.
Der Haushalt der beiden ist weit weg von einem Chaos-Haushalt. Abgesehen von den Bildern, steht in der Altbau-Wohnung nicht viel herum. Zwar hätten sie schon nicht denselben Ordnungssinn, meint Esther Schippert. Man müsse es hierbei aber locker nehmen. Sie rege sich schon lange nicht mehr über Kleinigkeiten auf.