Was testet die Luftwaffe? Die Schweizer Luftwaffe hat am Mittwoch nachhaltigen Flugtreibstoff getestet. Dazu hat sie einen Business-Jet mit einem Treibstoffgemisch betankt, wovon 35 Prozent nachhaltig sind. Die Messungen fanden auf dem Boden des Flugplatzes in Payerne VD statt. Dabei durchlief ein Triebwerk den gesamten Leistungsbereich, jeweils mit und ohne beigemischten nachhaltigen Flugtreibstoff. Eine Anlage hinter dem Triebwerk ermittelte dann den Ausstoss. Den Versuch leitet das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl), beteiligt sind die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sowie das Paul Scherrer Institut (PSI).
Weshalb gibt es diesen Versuch? Die Beteiligten wollen herausfinden, wie sich mit nachhaltigen Flugtreibstoffen – sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF) – der Ausstoss von Russ und fossilem CO₂ reduzieren lässt. «Hier geht es darum, das ganze Emissionsprofil zu messen und wie der Unterschied zwischen fossilem Kerosin und einem erneuerbaren Treibstoff aussieht», erklärt Theo Rindlisbacher, Experte für Triebwerksemissionen beim Bazl. Dabei sei dies im Versuch das erste Mal auf einer kleinen Flugzeugturbine getestet worden.
Warum ist die Luftwaffe beteiligt? Sie sieht Potenzial in den SAF für ihre Flotte. «Ab diesem Herbst werden wir die gesamte Schweizer Luftwaffe mit diesem Treibstoff betanken», sagt Amilcare Foglia, Umweltchef beim Armeestab. Der Anteil werde aber mit zwei Prozent SAF sehr klein sein. Ein Problem sei dabei die geringe Verfügbarkeit der nachhaltigen Treibstoffe. Bis 2050 sei Netto-Null das Ziel für die Luftwaffe.
Was ist speziell am getesteten Treibstoff? «Die Ausgangsstoffe für diesen erneuerbaren Treibstoff sind Altspeiseöl und tierische Abfälle», erklärt Rindlisbacher vom Bazl. Der Treibstoff sei für die Luftfahrt zertifiziert und sauberer, denn er enthalte weniger Schwefel, weniger «aromatische Kohlenwasserstoffe» und rund 35 Prozent weniger fossiles CO₂. Solche Treibstoffgemische mit einem nachhaltigen Anteil von bis zu 50 Prozent könnten direkt verwendet werden, ohne dass das Flugzeug technisch angepasst werden müsse.
Wo kommt dieser Treibstoff bereits zum Einsatz? In der kommerziellen Luftfahrt werden SAF schon länger und immer öfters verwendet. Denn die EU hat Ende April beschlossen, dass Fluggesellschaften den Anteil mit nachhaltigem Treibstoff über die Jahre steigern müssen. So soll ab 2025 ein SAF-Mindestanteil von zwei Prozent gelten. Laut Christian Bach, Abteilungsleiter Fahrzeugantriebssysteme an der Empa in Dübendorf, würden heute noch primär «biogene erneuerbare Treibstoffe» beigemischt – also solche aus Altspeiseöl und Tierfett wie im Versuch in Payerne. Ab 2030 müssen die Airlines in der EU aber auch immer mehr synthetische Treibstoffe nutzen.
Was ist die Herausforderung bei synthetischen Treibstoffen? Für Bach sind die synthetischen Treibstoffe in Zukunft wichtig für die Luftfahrt. «Sie haben das Potenzial, die Fliegerei klimaverträglicher zu machen, indem sie auf erneuerbare Energie abgestützt ist und nicht mehr auf fossile», sagt er. Eine grosse Herausforderung sei aber, dass grosse Mengen davon gebraucht werden. Darum seien kurzfristig sehr grosse Anlagen nötig. Aus Bachs Sicht verleiht der SAF-Mindestanteil von der EU der Produktion künftig Schub.
Mit Material von Keystone-SDA.