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Vorbereitung auf Fentanylkrise Umgang mit Fentanyl: Zürich wappnet sich gegen Todesdroge

  • Die Stadt Zürich will synthetischen Opioiden mit einem Massnahmenplan begegnen.
  • Betroffene sollen Therapien erhalten. Grundsätzlich will die Stadt verhindern, dass Fentanyl Zürich erreicht.
  • In den USA starben letztes Jahr über 100'000 Menschen an der Droge.

Die katastrophalen Auswirkungen synthetischer Opioide wie Fentanyl zeigen sich vor allem in den USA. Die kostengünstigen, aber potenten Drogen überschwemmen das Land, Zehntausende Menschen sterben Jahr für Jahr.

Mann mit Brille und Anzug lächelt leicht.
Legende: Fentanyl ist in Zürich aktuell zwei Mal nachgewiesen worden. Ein grösseres Problem stelle die Droge noch nicht dar, sagt der Zürcher Sozialvorsteher Raphael Golta. Keystone/Michael Buholzer

In Zürich sei Fentanyl bislang zweimal nachgewiesen worden, sagte Zürichs Sozialvorsteher Raphael Golta (SP). Das Opioid sei anderen Drogen beigemischt worden. Da Fentanyl in anderen europäischen Ländern vermehrt auftauche, wolle man die Entwicklung genau beobachten, um bereit zu sein für eine allfällige Krise.

Handeln mit Kontrolle, Prävention und Therapie

Die Voraussetzungen, um schnell reagieren zu können, soll ein Massnahmenplan bieten. So soll verhindert werden, dass die Droge die Bevölkerung erreicht. Und es sollen Sensi­bili­sierungs­mass­nahmen eingeleitet werden.

Zudem will die Stadt die medizinische Versorgung weiterentwickeln. Betroffene sollen Zugang zu Notfallmedikamenten und Therapien erhalten.

Aus diesem Grund hat die Stadt Zürich 1000 Dosen des Notfallmedikaments Naloxon bereitgestellt, wie Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP) betonte. Mit einer Gesetzesänderung, die sich der Stadtrat erhofft, soll darauf hingearbeitet werden, dass nicht nur medizinisches Personal Naloxon einsetzen darf.

Des Weiteren würden ab April Fachleute intensiv im Umgang mit Fentanyl-Konsumentinnen und -Konsumenten geschult.

Nach Letten-Räumung: Weiterentwicklung der Drogenpolitik

Die Stadt Zürich ist überzeugt, gut auf die neuen Entwicklungen im Drogenbereich vorbereitet zu sein. Dazu beigetragen haben Erfahrungen mit der offenen Drogenszene am Letten.

Nach deren Räumung vor 30 Jahren wollte die Stadt Zürich ihre Drogenpolitik aktiv weiterentwickeln – basierend auf einem Vier-Säulen-Modell.

Zürcher Drogenpolitik: Das Vier-Säulen-Modell

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Säule 1: Prävention

Von der Kindheit bis ins hohe Alter: Prävention umfasst alle Lebensphasen. Die Stadt Zürich baut bewährte Präventionsprogramme zum Beispiel in Schulen oder für Eltern gezielt aus, um riskanten Substanzkonsum zu verhindern.

Säule 2: Schadensminderung

Negative Folgen des Drogenkonsums sowohl für Konsumierende wie auch für die Bevölkerung sollen reduziert werden. Dies will die Stadt mit Drogenkonsumräumen oder niederschwelligen Beratungsangeboten erreichen. Suchtmittelabhängige Personen werden eng begleitet, auch um neue Konsumtrends und mögliche Gefahren früh zu erkennen.

Säule 3: Therapie

Eine tragende Säule der Drogenpolitik ist die Therapie. Sie stabilisiert suchtkranke Menschen und bieten Perspektiven. Im letzten Jahr gab es 291 Eintritte in die Suchtfachklinik und 423 Patientinnen und Patienten befanden sich in städtischen Substitutionsprogrammen.

Säule 4: Repression

Dieser Pfeiler der Drogenpolitik will die Sicherheit und das Zusammenleben im öffentlichen Raum wahren. Ein Beispiel ist hier die Bäckeranlage, wo die Problematik mit Suchtkranken dank verstärkter Polizeipräsenz und anderen Massnahmen im Austausch mit der Quartierbevölkerung gelöst werden konnte.

So reagierte die Stadt auch auf eine offene Drogenszene, die sich im Sommer 2023 auf der Bäckeranlage in der Zürcher Innenstadt bildete. Aggressive Crack-Konsumentinnen und -Konsumenten sorgten damals bei der Quartierbevölkerung für grosse Sorgen.

Die Szene war vermutlich entstanden, weil die Stadt eine Anlaufstelle für Süchtige in der Innenstadt geschlossen hatte. In der Folge sah sich die Stadt veranlasst, an zentraler Lage auf dem Kasernenareal wieder eine solche Anlaufstelle ins Leben zu rufen.

Die Lage auf der Bäckeranlage habe sich beruhigt, sagte Zürichs Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne). Sie sei «stabil-fragil». Nicht nur die Wiedereröffnung der Anlaufstelle dürfte dafür verantwortlich sein, sondern auch eine Erhöhung der Polizeipräsenz und die Belebung der Anlage.

SRF News, 05.02.25, 14:00 Uhr ; 

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