- Die SVP holt einen zusätzlichen, siebten Sitz.
- Die EVP verliert ihren einzigen Sitz im Nationalrat – EVP-Parteipräsidentin Liliane Studer wurde abgewählt.
- Der neue, siebte SVP-Sitz geht an Grossrat Christoph Riner (neu).
- Die SVP konnte mit Migrationsthemen auch im Aargau punkten.
Der Ansturm auf die 16 Aargauer Nationalratssitze war gross. Rund 700 Personen wollten einen der 16 Sitze ergattern. Grosse Gewinnerin ist die SVP. Sie holt den angestrebten siebten Sitz. Damit hat sie ihr Resultat von 2019 wieder «korrigiert».
Er sei dankbar, sagte der neue SVP-Nationalrat Christoph Riner gegenüber SRF: «Im Moment kann ich es noch gar nicht fassen.» Riner erzielte als Neuer sogar mehr Stimmen als Parteipräsident Andreas Glarner. Auf der SVP-Liste wurde der Name Glarner wiederholt gestrichen, weshalb er vom zweiten Listenplatz auf den fünften Platz abrutschte.
Die Partei führte einen starken, präsenten Wahlkampf und konnte mit Migrationsthemen punkten. Der Kanton Aargau hatte den Asyl-Notstand ausgerufen. Probleme mit der Unterbringung von Asylsuchenden gaben medial zu reden. Das könnte den Erfolg der SVP – der stärksten Aargauer Partei – erklären.
«Die SVP Aargau segelt mit dem nationalen Zeitgeist», analysiert SRF-Regionalredaktor Stefan Ulrich das Resultat.
EVP ist enttäuscht
Zu den Verliererinnen zählt die EVP. Die bisherige EVP-Nationalrätin Liliane Studer ist abgewählt, weil die EVP ihren Sitz verliert.
Das ist bitter, weil die EVP eigentlich Wähleranteile dazugewinnen konnte. Co-Parteipräsidentin Therese Dietiker versteht das nicht: «Die Enttäuschung ist gross. Wir gehören zu den Gewinnern und haben einen Sitz verloren.»
Verloren haben auch die Grünen. Sie konnten zwar ihren Sitz, jenen von Irène Kälin, halten. Die Grünen Aargau brechen aber von zehn auf sieben Prozent Wähleranteil ein.
Grüne Kernthemen wie Klima und Umwelt konnten bei diesen Wahlen im Aargau weniger überzeugen als die SVP-Themen Migration und Zuwanderung. Trotzdem kommen die Grünen mit einem blauen Auge davon.
Brizzi für Feri, Jauslin statt Schoop
Mit Spannung wurde erwartet, wer den Sitz der langjährigen Nationalrätin Ruth Humbel (Mitte) übernimmt. Die Gesundheitspolitikerin hat ihren Sitz per Februar 2023 an Andreas Meier abgegeben. Dieser wurde nun wiedergewählt.
Zittern musste die SP um ihren dritten Sitz. Diesen hatte sie 2019 dank der Listenverbindung mit den damals sehr erfolgreichen Grünen geholt. Sie kann ihre Sitze jetzt halten. Ersatz für die bekannte, zurückgetretene Nationalrätin Yvonne Feri (SP) ist Simona Brizzi.
Nach den Zwischenresultaten musste der bisherige FDP-Nationalrat Matthias Samuel Jauslin um seine Wiederwahl zittern. Fast hätte ihn Grossrat Adrian Schoop überholt, das ist aber nicht passiert. Jauslin bleibt hauchdünn mit 90 Stimmen Unterschied doch Nationalrat.
Längeres Warten auf Resultate
Die angekündigte SRG-Hochrechnung von GFS Bern hatte am Sonntag Verzögerung, weil Resultate aus Gemeinden fehlten.
Es harzte nicht nur in grossen Gemeinden, sondern auch in einzelnen kleinen. Erst um 16.30 Uhr konnten die Schlussresultate publiziert werden. Für den Aargau ist das eher spät. Die Stimmbeteiligung lag bei 46.55 Prozent.
Hoch gesteckte Ziele
Die SVP wollte den verlorenen siebten Sitz zurückholen. Auch die FDP wollte zulegen. Sie wollte die SP beim Wähleranteil überholen und wollte einen dritten Sitz. Auch Grüne und Grünliberale strebten je einen zweiten Sitz an. Das hat nicht geklappt, einen Sitz dazugewinnen konnte einzig die SVP.