Innert Stunden hat sich im Kanton Zürich die Frage nach dem Duell um den zweiten Ständeratssitz geklärt. Am 19. November wird die Stimmbevölkerung zwischen Gregor Rutz (SVP) und Tiana Moser (GLP) entscheiden.
Den Anfang dieser Geschichte machte Regine Sauter, die am Dienstagmittag ihren Verzicht für den zweiten Wahlgang kommunizierte.
«Es ist nun wichtig, dass man sich unter den bürgerlichen Kräften einigt, welche Kandidatin oder welcher Kandidat am besten mobilisieren und den Sitz für die Bürgerlichen behalten kann», sagte sie noch am Wahlsonntag. Und machte sich auch als Kandidatin Hoffnungen.
Nun aber die Wende – nach offenbar zähen Verhandlungen zwischen den bürgerlichen Parteien SVP, FDP und Mitte sowie den Wirtschaftsverbänden. Regine Sauter macht den Weg frei für Gregor Rutz. Ein Entscheid, den die FDP nur zähneknirschend mitträgt.
«Die Verteidigung des Sitzes von Ständerat Ruedi Noser ist nur gemeinsam und mit der vollen Unterstützung aller bürgerlichen Kräfte möglich», heisst in der Mitteilung der Zürcher Freisinnigen. «Nach eingehender Analyse, vertieften Gesprächen und reiflicher Überlegung kommt Regine Sauter zusammen mit der Partei zum Schluss, dass diese Voraussetzung für einen Erfolg im zweiten Wahlgang nicht gegeben ist.»
Der Stadtzürcher FDP-Präsident Përparim Avdili zeigt sich gegenüber Radio SRF frustriert und spricht in diesem Zusammenhang die Listenverbindung der beiden Parteien an. «Aus FDP-Sicht ist man davon ausgegangen, dass man durch diese Listenverbindung den Ständeratssitz von Regine Sauter sichern kann», sagt er. «Heute sind wir schlauer und wissen, dass es sich nicht gelohnt hat.»
Davor hatte Avdili bereits letzten Sommer gewarnt, als die FDP-Delegierten äusserst knapp die Listenverbindung mit der SVP eingegangen waren. Eine Stimme machte den Unterschied.
Auch FDP-Parteipräsident Hans-Jakob Bösch sprach damals von einem «Zweckbündnis». Avdili wäre lieber alleine in den Wahlkampf gegangen und hätte auf die Abmachung, wonach der stärkere Kandidat weitergezogen wird, verzichtet.
Mit vereinten Kräften gegen einen bürgerlichen Sitz
Die eine, brennende Frage nach dem Wahlsonntag war damit geklärt, Gregor Rutz wird die bürgerliche Seite im zweiten Ständeratswahlgang vertreten. Die zweite sollte es dann nur wenige Stunden später sein. Nachdem sich im Verlauf des Nachmittags auch Philipp Kutter (Mitte) zurückgezogen hatte, verständigte sich Mitte-Links auf GLP-Kandidatin Tiana Moser und nahm den Zürcher Stadtrat Daniel Leupi (Grüne) aus dem Rennen.
Es gelte nun, mit vereinten Kräften einen bürgerlichen Ständeratssitz zu verhindern, sagt die Co-Präsidentin der Zürcher Grünen, Selma L'Orange Seigo. «Es macht mehr Sinn, wenn wir jetzt zurückziehen.»
Die Gründe dafür nennt L'Orange Seigo gleich selbst, einer sei sicher ihr Bekanntheitsgrad als Nationalrätin. «Tiana Moser kann sicherlich breit mobilisieren. Sie holt im Lager der Mitte oder bei den Freisinnigen mehr Stimmen als eine klassische, linke Kandidatur», sagt sie. «Dann sind uns auch die ökologischen Themen wichtig, und dort haben wir eine grosse Übereinstimmung mit der GLP und Moser selbst.»
Hinzu kommt, dass Tiana Moser im ersten Ständeratswahlgang das bessere Resultat ablieferte als Daniel Leupi und Philipp Kutter – und sie ist eine Frau. Dies dürfte im Duell mit der bürgerlichen Männerkandidatur ebenfalls ausschlaggebend gewesen sein.