Sie hatte sich die Unterstützung der Mitte für ihren Ständeratskandidaten Gregor Rutz erhofft: die SVP. Nun ist es aber anders gekommen – die Mitte hat am Mittwochabend an der Delegiertenversammlung überraschend Stimmfreigabe beschlossen.
Ein heisses Duell um den freien Sitz
Im Hinblick auf den zweiten Wahlgang für den Zürcher Ständerat heisst das, dass das Duell nun noch heisser wird. Seit Dienstag ist nämlich klar, dass es sich dabei um ein Duell zwischen Gregor Rutz (SVP) und Tiana Moser (GLP) handelt.
Die anderen verbliebenen Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich bis dahin alle aus dem Rennen genommen um den freien Sitz des abtretenden FDP-Ständerats Ruedi Noser. Auch die parteieigene Kandidatin, Regine Sauter, nahm sich am Dienstag aus dem Rennen – zu wenig Stimmen hatte sie am 22. Oktober geholt, um sich nochmals ins Rennen zu wagen.
Dies ist nicht unbedeutend, endet damit doch eine 40-jährige Ära des Zürcher Freisinns im Ständerat. Die Liberalen werden in der nächsten Legislatur also zum ersten Mal seit vier Dekaden keinen Ständerat oder keine Ständerätin im Kanton Zürich mehr stellen.
SVP enttäuscht – GLP gelassen
Auch der Kandidat der Mitte, Philipp Kutter, will es nicht nochmals wissen. Und auch er, weil ihm zu wenig Wählende ihre Stimme gegeben haben. Dabei hat sich die SVP, die nun als einzige bürgerliche Partei noch einen Kandidaten im Rennen hat, die Unterstützung der Mitte erhofft.
Doch weil die Mitte-Delegierten nicht entscheiden konnten, wem sie nun denn ihre Unterstützung zusagen würden, muss die SVP auf diesen Sukkurs verzichten. Dieser Entscheid sei mutlos, so der Zürcher SVP-Präsident Domenik Ledergerber: «Natürlich bedauern wir den Entscheid der Mitte und sich auch ein wenig enttäuscht.»
Trotz dieses Verdrusses sei die Partei aber zuversichtlich, dass Gregor Rutz auch von Mitte-Befürwortern unterstützt werde. Das hätten sie von vielen Partei-Exponenten vernommen. Und es müsse auch der Mitte wichtig sein, dass ein Wirtschaftsvertreter den zweiten Sitz des Wirtschaftskantons Zürich innehabe.
Die GLP ihrerseits, die mit Tiana Moser noch die einzige Konkurrentin von Rutz stellt, nimmt den Entscheid der Mitte gelassen. Wie die Co-Präsidentin, Corina Gredig, sagt, hätten sie sich natürlich mehr Unterstützung gewünscht: «Aber wir werden auch in Zukunft weiterhin inhaltlich zusammen arbeiten», so Gredig.
Keine Sorge vor künftiger Bündnisflaute
Nicole Barandun, die Co-Präsidentin der Mitte Zürich, hat denn auch keine Sorge, dass dieser Entscheid der Stimmfreigabe Einfluss auf die Zusammenarbeit mit anderen Parteien habe. «Wir fühlen uns wirklich in der Mitte und deswegen ist es vielleicht auch gut, dass wir keinen Entscheid gefällt haben, der uns klar in ein Lager geschlagen hätte.» Ohnehin hätte die Partei am liebsten ihren eigenen Kandidaten Philipp Kutter erneut ins Rennen geschickt.
Während die SVP für den zweiten Wahlgang am 19. November nun noch die FDP hinter sich hat, hat die GLP gleich mehrere Parteien im Rücken: Sie darf wohl auf die Unterstützung der SP, Grünen, AL und EVP zählen. Für die FDP zähle jetzt, die bürgerlichen Kräfte zu bündeln. Die Ausgangslage sei nun aber «denkbar schwierig».