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Wichtige Wählerschaft Weshalb nun auch die Zürcher SVP um Stimmen von Secondos buhlt

15 Prozent der Schweizer Wählerschaft hat einen Migrationshintergrund. Dieses Potenzial hat nun auch die SVP entdeckt.

Wenn die Schweiz am 22. Oktober ein neues Parlament wählt, sind rund 5.5 Millionen Stimmberechtigte zur Wahl aufgerufen. 15 Prozent davon, etwa 825'000 Personen, haben einen Migrationshintergrund. Und um diese Stimmen der Secondas und Secondos buhlen die Parteien.

So auch die SVP: Zum ersten Mal tritt die wählerstärkste Partei im Kanton Zürich mit einer separaten Secondo-Liste an.

Domenik Ledergerber
Legende: Domenik Ledergerber, Präsident der Zürcher SVP, verzeichnete in den letzten Jahren immer mehr Parteieintritte von Menschen mit Migrationshintergrund, Keystone / Alexandra Wey

«Wir haben immer mehr Beitritte von Secondos in die Zürcher SVP», sagt Kantonalpräsident Domenik Ledergerber. «Dies hat uns motiviert, bei diesen Wahlen eine separate Liste aufzustellen.»

Allerdings sei es gar nicht so einfach gewesen, Leute zu finden, die sich aufstellen lassen. 25 Namen stehen auf der Secondo-Liste der SVP, Platz hätte es in Zürich für 36.

SVP setzt auf Secondos – ein Widerspruch?

Einer der Kandidaten ist Alper Bingöl. Der 43-Jährige ist in der Türkei geboren, in den 1980er-Jahren in die Schweiz gekommen und vor sieben Jahren der SVP beigetreten. Er könne die Sicht der Secondos in der Partei einbringen, sagt Bingöl. «Ich bin greifbarer für Secondos und kann ihnen besser erklären, wie die SVP tickt.»

Er soll die SVP also an die Secondos bringen. Just diese Partei, die sonst immer wieder betont, es kämen zu viele Migrantinnen und Migranten oder die falschen.

Das sei aber kein Widerspruch, findet Domenik Ledergerber, Präsident der Zürcher SVP: «Wir können das nicht mehr ändern, dass so viele Menschen mit Migrationshintergrund in der Schweiz leben.» Man müsse diese Leute mehr integrieren und ihnen eine Stimme geben, so Ledergerber.

Politologin: ein kluger Marketing-Gag

Dass nun auch die SVP explizit um Stimmen von Eingebürgerten wirbt, überrascht Sarah Bütikofer nicht. Allerdings, so die Politikwissenschaftlerin der Universität Zürich, sei diese SVP-Secondo-Liste eher ein cleverer Marketing-Gag als eine tatsächliche politische Förderung von Schweizern mit Migrationshintergrund.

Sarah Bütikofer

Politologin

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Sarah Bütikofer ist promovierte Politikwissenschaftlerin und arbeitet an der Universität Zürich als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Ihr Forschungsschwerpunkt ist Schweizer Politik, zum Thema «Frauen und Politik» hat sie mehrere Beiträge veröffentlicht.

«Würde die Partei tatsächlich jemanden mit türkischen oder serbischen Wurzeln in den Nationalrat bringen wollen, müsste die SVP diese Kandidierenden auf ihre Hauptliste setzen», findet Bütikofer. Denn nur dort hätten sie reelle Chancen, gewählt zu werden.

SP setzt auf eine andere Strategie

So sieht das auch die Zürcher SP. Die Sozialdemokraten verzichten – anders als in früheren Jahren – auf eine gesonderte Secondos-Liste.

Ich bin greifbarer für Secondos und kann ihnen besser erklären, wie die SVP tickt.
Autor: Alper Bingöl Kandidat Nationrat Zürich

Der SP sei es wichtig, dass die Hauptlisten möglichst vielfältig seien, sagt der Co-Präsident der SP Zürich, Andreas Daurù. «So, dass die Migrantinnen und Migranten auch tatsächlich zum Zuge kommen.» Seine Partei sei diesbezüglich einen Schritt weiter als die SVP, findet Andreas Daurù.

Andreas Daurù
Legende: Mit Anlässen statt mit separaten Listen will der Co-Präsident der Zürcher SP bei Secondos und Secondas punkten. Keystone / Ennio Leanza

Gleichwohl will auch die SP bei den Secondos punkten – mit Anlässen statt mit separaten Listen. So plant die SP Schweiz etwa, den linken Ministerpräsidenten Kosovos, Albin Kurti, für eine Wahlkampfveranstaltung einzuladen.

Unabhängig von der Strategie sei es naheliegend, dass Schweizerinnen und Schweizer mit Migrationshintergrund stärker in den Fokus der Parteien rücken, sagt Politikwissenschaftlerin Sarah Büttikofer.

Denn dort liegt viel Potenzial brach. Eingebürgerte würden sich an Wahlen tendenziell weniger beteiligen. «Deshalb ergibt es durchaus Sinn, dass die Parteien versuchen, Secondos und Secondas abzuholen», so die Politologin.

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