Am 28. April werden im Kanton Luzern die Karten neu gemischt: Die Stimmberechtigten von 78 Gemeinden wählen ihre Gemeinderäte neu. Über 400 Kandidierende sind am Start.
Am grössten ist das Gerangel in der Stadt Luzern: 13 Männer und Frauen buhlen um einen der fünf Sitze in der Stadtregierung.
Zwei Bisherige kandidieren erneut
Im Fünfergremium sitzen aktuell zwei Frauen und drei Männer. Ihr Durchschnittsalter: 59 Jahre.
SP, Grüne, Grünliberale, Mitte und FDP haben je einen Sitz inne. Aber nur Stadtpräsident Beat Züsli (SP) und Finanzdirektorin Franziska Bitzi (Mitte) wollen eine weitere Legislatur in Angriff nehmen.
Diese zwei Bisherigen wollen es nochmals wissen
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Bild 1 von 2. Beat Züsli, 60, SP. Wie soll Luzern sein Finanzpolster nutzen? Was tun gegen die Wohnungsknappheit? Und wohin mit den Reisecars in der Touristenstadt? Zu diesen Brennpunkten sagt Stadtpräsident Beat Züsli: Er ist gegen tiefere Steuern, will keine Carparkplätze im Zentrum und möchte, dass die Stadt Liegenschaften kauft und so bezahlbaren Wohnraum schafft. Bildquelle: Keystone/Philipp Schmidli.
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Bild 2 von 2. Franziska Bitzi, 50, Mitte. Die amtierende Finanzdirektorin setzt sich für eine weitere Steuersenkung ein und möchte Reisecars ausserhalb des Zentrums in einem Parkhaus oder auf einem Parkplatz unterbringen. Um den Wohnungsbau voranzutreiben, möchte sie schnellere Bewilligungsverfahren, weniger Vorschriften und allenfalls Einsprachemöglichkeiten überdenken. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
Bitzi (50) ist aktuell die jüngste Stadträtin. Die Finanzdirektorin ist seit 2017 im Amt und befindet sich in einer komfortablen Lage: Seit 2014 schreibt die Stadt Luzern Überschüsse.
Beat Züsli (60) sitzt seit 2016 im Stadtrat - und zwar als Bildungs- und Kulturdirektor, der auch das Stadtpräsidium innehat. An vorderster Front will er dem neuen Luzerner Theater den Weg bereiten.
Während Züsli und Bitzi dank des Bisherigen-Bonus – und mangels grosser politischer Fehltritte – mit ihrer Wiederwahl rechnen dürfen, ist das Rennen der übrigen Kandidierenden noch nicht gelaufen.
Drei Sitze sind politisch von allen Seiten umkämpft
Gute Wahlchancen – gemessen an den Stärken ihrer Parteien – haben Korintha Bärtsch (Grüne) und Marco Baumann (FDP). Bärtsch (39) soll den Sitz ihres abtretenden Parteikollegen Adrian Borgula verteidigen. Aktuell politisiert die Umweltnaturwissenschaftlerin im Luzerner Kantonsparlament.
Marco Baumann (32) will derweil die Nachfolge seines Parteikollegen Martin Merki antreten. Der FDP-Mann sitzt seit 2019 im Stadtparlament. Aktuell arbeitet er in der Unternehmensstrategie eines Energieversorgers.
Ebenfalls ein Mandat zu verteidigen hat die GLP: Stefan Sägesser (60) möchte auf den Sessel der abtretenden Stadträtin Manuela Jost nachrücken. Der Stadtparlamentarier ist freischaffend als Projektleiter im Bereich Kultur, Gesellschaft und Bildung tätig.
Der Sitz der GLP ist allerdings jener, der am meisten wackelt. Denn: Als kleinste politische Kraft im Parlament ist der Sitzanspruch der GLP umstritten. Das Mandat kommt daher von links bis rechts unter Druck.
Die SVP tritt mit Peter With (52) an. Er führt ein Metallbau-Unternehmen und ist Präsident des kantonalen KMU- und Gewerbeverbands. With wäre er der erste SVP-Mann in der Luzerner Stadtregierung.
Diese etablierten Politköpfe treten neu an
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Bild 1 von 6. Korintha Bärtsch, 39, Grüne. Die Projektleiterin im Bereich von raum- und umweltrelevanten Themen stellt sich gegen Steuersenkungen. Um das Problem der Reisecars zu lösen, schlägt sie vor, zu prüfen, ob diese im Parkhaus Altstadt parkieren könnten. Und sie findet, Luzern sollte Wohnbaugenossenschaften stärker fördern, unter anderem mit einem Teil der Grundstückgewinnsteuern. Bildquelle: Keystone/Alexandra Wey.
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Bild 2 von 6. Marco Baumann, 32, FDP. Der Unternehmensentwickler eines Energieversorgers setzt sich für tiefere Steuern ein und möchte Reisecars entweder in einem Parkhaus im Zentrum oder nahe der Autobahn parkieren lassen sowie über Gebühren lenken. Für mehr Wohnraum wünscht er sich schnellere Bewilligungsverfahren und eine intensivere Zusammenarbeit mit Wohnbaugenossenschaften. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 3 von 6. Urban Frye, 62, parteilos. Der Kulturwissenschaftler und Betriebswirtschafter will die Überschüsse in die Bildung und Integration investieren, kann sich aber auch eine Steuersenkung vorstellen. Reisecars will er mit Mobility Pricing und Parkplätzen ausserhalb vom Zentrum weglotsen. Er will Wohnbaugenossenschaften fördern, aber auch Investoren zum Wohnungsbau animieren. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 4 von 6. Stefan Sägesser, 60, GLP. Der freischaffende Projektleiter im Bereich Kultur, Gesellschaft und Bildung steht für tiefere Steuern ein; die Carproblematik soll mit einem neuen Parkhaus ausserhalb des Zentrums gelöst werden. Und beim Wohnungsbau will er einerseits Genossenschaften fördern, andererseits aber auch Baubewilligungen beschleunigen und das Einsprachrecht überprüfen. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 5 von 6. Melanie Setz, 44, SP. Die administrative Leiterin einer Spitalklinik stellt sich gegen Steuersenkungen und möchte Reisecars auf Parkplätzen in der Agglomeration parkieren lassen. Sie will Wohnbaugenossenschaften fördern, sich gegen Luxussanierungen einsetzen, aber auch mit Immobilienbesitzenden das Gespräch suchen. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 6 von 6. Peter With, 52, SVP. Der Unternehmer setzt sich für Investitionen und tiefere Steuern ein; in der Carproblematik würde er entweder auf ein zentrales Parkhaus oder auf Parkplätze ausserhalb setzen. Bei der Frage des Wohnraums möchte er verstärkt auch private Investorinnen und Investoren ansprechen. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
Auf der politischen Gegenseite steht Melanie Setz, 44, Kantonsrätin der SP. Sie arbeitet als administrative Leiterin einer Spitalklinik. Gelänge ihr die Wahl, hätte die Partei erstmals eine Doppelvertretung. Und: Falls auch die Grüne Bärtsch die Hürde nimmt, gäbe es erstmals eine linksgrün dominierte Stadtregierung mit drei Frauen.
Als einziger Parteiloser steigt Urban Frye (62) ins Rennen. Noch bis im Herbst war er Mitglied der Grünen. Der Kulturwissenschaftler und Betriebswirtschafter politisierte bis vor kurzem im Luzerner Kantonsparlament. Er wird von keiner einzigen Partei offiziell unterstützt.
Auch die Jungparteien mischen sich ein
Die drei Vakanzen in der Stadtregierung wecken auch bei den Jungparteien Begehrlichkeiten: Bis auf die Junge SVP sind alle aufs Kandidatenkarussell aufgesprungen.
Die fünf Kandidaturen der Jungparteien
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Bild 1 von 5. Benedikt Aregger, 19, Junge Mitte. Benedikt Aregger ist der jüngste Stadtratskandidat und studiert Wirtschaftswissenschaften. Er amtet als Vizepräsident der Jungen Mitte Stadt Luzern. Er kandidiert auch als Stadtparlamentarier. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 2 von 5. Anna-Lena Beck, 24, Junge GLP. Anna-Lena Beck ist gelernte Kauffrau. Sie studiert aktuell Philosophie und Wirtschaft. Beck ist Mitglied des kantonalen GLP-Vorstands und kandidiert auch als Stadtparlamentarierin. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 3 von 5. Julian Gerber, 25, Junge Grüne. Julian Gerber hat Sozialwissenschaften studiert und arbeitet beim WWF. Seit 2022 ist er Co-Präsident der Jungen Grünen Luzern. Er kandidiert auch fürs Stadtparlament. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 4 von 5. Anna-Sophia Spieler, 26, Jungfreisinnige. Anna-Sophia Spieler ist Juristin und arbeitet als Geschäftsführerin der FDP Stadt Luzern. Sie kandidiert auch als Stadtparlamentarierin. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 5 von 5. Zoé Stehlin, 27, Juso. Zoé Stehlin studiert Medizin und arbeitet beim Luzerner Kantonsspital. Sie ist Mitglied der Geschäftsleitung der kantonalen SP. Stehlin kandidiert auch fürs Stadtparlament. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
Ihre Wahlchancen dürften überschaubar bleiben. Aber immerhin dürfte das Quintett dafür sorgen, dass auch die junge Wählerschaft an die Urne gelockt wird.