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Corona: Wie ist der R-Wert einzuordnen?
Aus Echo der Zeit vom 23.02.2021. Bild: Keystone
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Weitere Öffnungsschritte Der R-Wert – die Zahl, die den Ausschlag geben könnte

Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie hat der Bundesrat nicht einzelne epidemiologische Kennwerte, sondern ein ganzes Bündel an Kriterien für mögliche nächste Öffnungsschritte festgelegt. Nicht mehr ein Wert allein soll entscheidend sein, sondern vier wissenschaftliche Kriterien.

Jetzt, gegen Ende der zweiten Welle, soll also gelten: Sind alle vier Grenzwerte erfüllt, kann weiter geöffnet werden. Wenn nicht, dann nicht. Das ist erst einmal gut. Denn jeder dieser Kennwerte hat Stärken und Schwächen. Auf alle gemeinsam zu schauen, kann das teilweise ausgleichen. Aber es lohnt sich ein Blick auf die Details, besonders auf die Kriterien zum R-Wert.

Starken Schwankungen ausgesetzt

Denn hier liegt ein Schwachpunkt. Einer, der wohl auch dadurch nicht ganz ausgeglichen wird, dass der Bundesrat eben dieses Mal auf ein ganzes Bündel an Kriterien setzt. Der R-Wert gibt an, wie viele weitere Personen ein Infizierter oder eine Infizierte unter den aktuellen Bedingungen ansteckt.

Der von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gemessene R-Wert ist starken Schwankungen unterworfen. Das haben die vergangenen Monate gezeigt. Diese Schwankungen haben oft mehr mit zufälligen Änderungen in der Datenlage zu tun als mit dem, was epidemiologisch in der realen Welt gerade geschieht. Das lässt sich so schnell nicht ändern.

Lediglich Blick in die Vergangenheit

Die Datengrundlage, auf der dieser Wert berechnet wird, wird laufend besser, aber sie wird so schnell nicht perfekt sein. Hinzu kommt: Der R-Wert ist ein Blick in die Vergangenheit. Um eine Analogie zu verwenden: Er ist wie eine Art rückblickender Wetterbericht, der zusammenfasst, wie das Wetter vor acht bis zehn Tagen war.

Das ist hilfreich für eine gute Entscheidung. Aber um in derselben Analogie zu bleiben: Besser wäre es noch, wenn man eine aktuelle Wetteranalyse hätte, noch besser einen Ausblick auf die nächsten Tage. Beides fehlt nicht aus bösem Willen, sondern weil die Modelle der Wissenschaft und die Datenlage eine bessere Lösung im Moment nicht liefern können.

Daraus folgt: Man täte wohl gut daran, eine Art Sicherheitspuffer einzubauen. Das wäre gegeben, wenn man einen R-Wert von höchstens 0.8 als Kriterium festschreiben würde. Ein R-Wert aber, der für sieben Tage gerade mal unter 1 liegt, so wie der Bundesrat es nun als Kriterium vorsieht, lässt zu, dass auch dann weiter geöffnet wird, wenn die Fallzahlen stagnieren. Und das kann auch schiefgehen.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

Echo der Zeit, 23.02.2021, 18:00 Uhr

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