Zum Inhalt springen

Weltgletschertag Schweiz Gletscherschmelze: 38 Prozent weniger Volumen in 24 Jahren

Die Gletscher in den Schweizer Alpen schmelzen. Die wichtigsten Fragen und Antworten anlässlich des Weltgletschertags.

Seit wann schmelzen die Gletscher? Die Gletscher in den Schweizer Alpen haben vor ungefähr 170 Jahren begonnen, sich zurückzuziehen. Anfangs geschah dies aber noch zaghaft. Jahre mit Verlusten wechselten sich mit Perioden von einigen Jahrzehnten ab, in denen sich Schneefall und Schmelze die Waage hielten. Seither hat sich die Schmelze stark beschleunigt.

Vergleich zweier Gletscherbilder
Legende: Rückgang des Vadret da Tschierva im Kanton Graubünden zwischen 1935 und 2022. ZVG swisstopo, VAWETH Zürich

Wie viele Gletscher sind verschwunden? Seit 1850 ist in der Schweiz eine Fläche von rund 1000 Quadratkilometern eisfrei geworden. Das entspricht ungefähr der Fläche des Kantons Uri. Insgesamt sind rund 1000 Gletscher verschwunden. Wie schnell eine Gletscherzunge zurückgeht, hängt auch von der Gletschergrösse ab. Kleine Gletscher reagieren rasch auf jährliche Witterungsschwankungen, grössere Gletscher sind robuster.

Was bedeutet das für die Wasserversorgung?

Box aufklappen Box zuklappen

Die Schweiz hat den «Peak Wasser» erreicht. Die Gletscher seien bereits so stark geschmolzen, dass künftig pro Jahr weniger Wasser von Gletschern abgegeben werde, sagten Gletscherforscherinnen und -forscher bei einer Medienkonferenz auf dem Jungfraujoch.

«Das ist sehr kritisch. Bisher wurde die Wasserknappheit durch das zusätzliche Wasser der Gletscherschmelze maskiert. Jetzt geht es langsam runter», sagte der Gletscherforscher Matthias Huss von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich).

Vor allem in heissen und trockenen Sommern gebe es dadurch weniger Wasser. Auch grosse Flüsse wie der Rhein und die Rhone dürften davon betroffen sein, erklärten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. (SDA)

Wie viele Gletscher gibt es noch? Gemäss dem jüngsten Gletscherinventar gibt es schweizweit 1400 Gletscher. Die meisten davon sind klein und teils sogar namenlos. Von den Gletschern mit einer Länge von mehr als zwei Kilometern gibt es rund 130. Der grösste Gletscher in der Schweiz ist dabei der Aletschgletscher mit einer Fläche von rund 80 Quadratkilometern. Er bedeckt damit eine Fläche, die fast so gross ist wie der Zürichsee.

Wo sind die Gletscher in der Schweiz? Die Gletscher verteilen sich auf elf Schweizer Kantone. Das Wallis hat den grössten Anteil an Gletscherfläche und -volumen, gefolgt von den Kantonen Bern, Graubünden und Uri. Weiter gibt es auch Gletscher in den Kantonen Glarus, Obwalden, Waadt, Tessin, St. Gallen, Schwyz und Appenzell Innerhoden. Das Eisvolumen der letzten drei Kantone ist allerdings sehr gering.

Weitere Informationen zu den Gletschern in der Schweiz

Wie viel ist in den letzten Jahren geschmolzen? Seit 2000 ist das Eisvolumen der Schweizer Gletscher um 38 Prozent geschmolzen. Im Jahr 2000 betrug das Eisvolumen aller Schweizer Gletscher 74.9 Kubikkilometer, 2024 waren es noch 46.5 Kubikkilometer. Das noch vorhandene Eisvolumen entspricht ungefähr dem Volumen des Bielersees, das geschmolzene Eisvolumen etwa dem Doppelten des Neuenburgersees.

In welchem Jahr ist am meisten geschmolzen? Am meisten Eisvolumen büssten die Gletscher im Jahr 2022 ein. Ganze 5.9 Prozent der Gletschermasse sind im Sommer dieses Jahres geschmolzen. Platz zwei belegt das Jahr 2023 mit einem Rückgang um 4.4 Prozent.

Wie sieht die Lage weltweit aus? Die Gletscher weltweit verloren in den vergangenen drei Jahren so viel Masse wie nie zuvor in einer Dreijahresperiode seit Beginn der Messungen in den 70er-Jahren. Die Vereinten Nationen haben 2025 zum Gletscherjahr erklärt und den 21. März erstmals zum «internationalen Tag zum Erhalt der Gletscher», um auf die Folgen der Eisschmelze hinzuweisen. Die Weltwetterorganisation WMO in Genf und die Kultur- und Wissenschaftsorganisation der Vereinten Nationen UNESCO in Paris organisieren das ganze Jahr über Aktivitäten.

Unesco-Bericht warnt vor Folgen der Gletscherschmelze

Box aufklappen Box zuklappen
Gletscher mit Eis und Schmelzwassersee in bergiger Landschaft.
Legende: In der Schweiz gehört etwa der Rhonegletscher zum Kulturgut – andernorts müsse noch auf die Gletscherschmelze aufmerksam gemacht werden, betonen Forschende. REUTERS/Arnd Wiegmann

Die Gletscher rund um die Welt schmelzen laut einem UNESCO-Bericht schneller denn je. Demnach verloren die Gletscher in den vergangenen drei Jahren mehr Eis als je zuvor seit Beginn der Messungen. Seit 1975 sind den Daten der UNO-Behörde zufolge rund 9000 Gigatonnen Eis der Gletscher weggeschmolzen. «Dies entspricht in etwa einem Eisblock von der Grösse Deutschlands mit einer Dicke von 25 Metern», sagte Michael Zemp, Direktor des in der Schweiz ansässigen World Glacier Monitoring Service. In fünf der vergangenen sechs Jahre habe man die grössten Verluste verzeichnet. Allein im Jahr 2024 hätten die Gletscher 450 Gigatonnen an Eismasse verloren.

Von den Folgen des Gletscherschwunds sind laut dem Bericht etwa 1.1 Milliarden Menschen in Bergregionen direkt betroffen. Steigende Temperaturen werden demnach die Dürren in Gebieten verschlimmern, die auf Schneedecken als Süsswasserquelle angewiesen sind. Gleichzeitig erhöhten sich die Gefahren durch vermehrte Lawinen, Erdrutsche, Sturzfluten und Gletscherseeausbrüche.

Sind die Gletscher noch zu retten? Teilweise. Rund ein Viertel der Gletscher in der Schweiz können laut den Forschenden noch gerettet werden. Allerdings nur mit starken Klimamassnahmen. Dazu wäre eine Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen auf Netto-Null notwendig. Da Gletscher verzögert auf Klimaveränderungen reagieren, wäre – selbst wenn die Temperaturen ab sofort stabil blieben – innerhalb von 25 Jahren ein Rückgang des Eisvolumens um ein Drittel zu erwarten.

«Tagesschau» 19:30 Uhr

Box aufklappen Box zuklappen
Logo der Sendung «Tagesschau»

Mehr zum Thema sehen Sie heute Abend um 19:30 Uhr in der «Tagesschau» auf SRF 1.

SRF4 News aktuell, 21.03.25, 9:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel