Zum Inhalt springen

Weltraumtechnik-Firma der Ruag Beyond Gravity: Weltraumorganisation ESA kritisiert Verkaufspläne

  • Der Bundesrat möchte die auf Weltraumtechnik spezialisierte Schweizer Firma Beyond Gravity an Private verkaufen.
  • Sie ist Teil des Technologieunternehmens Ruag, der vollständig dem Bund gehört, und baut entscheidende Bauteile für Raketen.
  • Die Verkaufspläne des Bundes stossen nicht nur im Parlament in Bern auf Widerstand. Kritik kommt nun auch von der Europäischen Weltraumorganisation, bei der auch die Schweiz Mitglied ist.

Ohne Schweizer Technik gibt es keine europäischen Raketen: Beyond Gravity liefert als einzige Firma in Europa unter anderem die Spitze für Raketen wie die Ariane 6. Dass diese Firma nun verkauft werden soll, sieht auch Josef Aschbacher, Direktor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, kritisch.

In Europa hängen wir wirklich von Beyond Gravity ab.
Autor: Josef Aschbacher ESA-Direktor

«Ich beobachte das mit Sorge, weil wir in Europa wirklich von Beyond Gravity abhängen.» Konkret sei man auf den Service der Schweizer Firma angewiesen, sagt Aschbacher. Er wisse, dass es auch Überlegungen gegeben habe, wonach Beyond Gravity an einen Käufer oder eine Käuferin ausserhalb Europas gehen könnte. «Das wäre natürlich ein grosses Problem – strategisch, aber auch industriell», so der ESA-Direktor.

Kontrolle behalten

Nicht nur Aschbacher hofft darauf, dass die Firma in Europa oder der Schweiz bleibt. Auch die Mehrheit im Nationalrat und in der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats vertritt grundsätzlich diese Position. Die Politikerinnen und Politiker möchten, dass der Bund Beyond Gravity auch weiterhin kontrolliert oder besitzt und nicht verkauft.

Einschätzung: Verkauf dürfte für Politik zur Knacknuss werden

Box aufklappen Box zuklappen

Ein Verkauf an einen Schweizer Investoren sei theoretisch möglich, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim. «Die Frage ist allerdings, was man unter Schweizer Investoren versteht. Reicht beispielsweise ein Schweizer Firmensitz? Oder müssten es Personen mit einem engen Bezug zur Schweiz sein?» Hier eine Definition zu finden, sei gar nicht so leicht.

Weiter bliebe auch ungeklärt, was passieren würde, sollte sich hierzulande kein Käufer finden lassen, so Heim weiter. Fraglich sei etwa, ob dann ausländische Investoren aus Europa oder den USA zum Zug kämen. Chinesische Investoren wolle der Bundesrat jedenfalls nicht, so Heim. «Aber selbst bei einem Käufer aus den USA etwa wird FDP-Ständerat Josef Dittli auch schon skeptisch. Dass beispielsweise SpaceX, also die Weltraumfirma von Elon Musk, Beyond Gravity kauft, kann Dittli sich nicht vorstellen.»

Allfällige Auflagen des Bundes und dann auch die Ansprüche an eine Investorenschaft würden folglich den möglichen Interessentenkreis stark eingrenzen, so Heim weiter: «Und damit wird Beyond Gravity für die Politik noch zu einer echten Knacknuss.»

Ungeachtet dessen möchte der Bundesrat das Unternehmen dennoch privatisieren. Ihm tut es auch eine Minderheit von Parlamentarierinnen und Parlamentariern gleich, darunter der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli. Der Staat ist seiner Meinung nach nicht in der Lage, die nötigen Investitionen in die Firma aufzubringen, um sie zukunftsfähig zu erhalten.

Wenn man Beyond Gravity nicht privatisiert, ist die Chance gross, dass die Firma in der Versenkung verschwinden wird.
Autor: Josef Dittli FDP-Ständerat

«Wenn man Beyond Gravity nicht privatisiert, ist die Chance gross, dass die Firma in der Versenkung verschwinden wird.» Es seien grosse Investitionen nötig, so Dittli. Der Bundesrat rechnet mit 500 bis 600 Millionen Franken, die in Beyond Gravity investiert werden müssten. Abgesehen davon stellt sich die grundsätzliche Frage, wieso der Bund eine Weltraumfirma besitzen sollte.

Schweizer Investor als Idealfall?

Josef Dittli schwebt jetzt eine Schweizer Lösung vor, um so den Bedenken Rechnung zu tragen und trotzdem einen Verkauf möglich zu machen: «Im Idealfall würde ein Schweizer Unternehmen oder ein Schweizer Finanzinvestor diese Firma kaufen und im Rahmen von verschiedenen Auflagen dafür sorgen, dass zumindest während zehn Jahren alle Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten bleiben.»

Und über diesen Vorschlag wird der Ständerat voraussichtlich in der bevorstehenden Frühlingssession debattieren. Die Zukunft der Firma Beyond Gravity wird das Parlament damit aber noch länger beschäftigen.

Heute Morgen, 06.02.2025, 06:00 Uhr

Meistgelesene Artikel