Die Pflege von Familienmitgliedern mit Demenz erfordert viel Zeit und Energie. Da sei es grundsätzlich in Ordnung, wenn Angehörige für die Arbeit entschädigt würden, sagt Stefanie Becker von Alzheimer Schweiz.
Aber die Direktorin der gemeinnützigen Organisation warnt auch: Diese Lösung dürfe für die pflegenden Angehörigen nicht zu einer zusätzlichen Belastung werden. Denn oftmals sei den Angehörigen zu Beginn nicht bewusst, worauf sie sich einliessen. «Die Demenzpflege ist eine sehr herausfordernde Arbeit.»
Und so erhält die Alzheimer-Helpline der Organisation viele Anrufe, bei denen es um die Entlastung der pflegenden Angehörigen geht. Das sei fast noch wichtiger als eine Entschädigung für ihre Arbeit, betont Becker.
Anstellung bei Spitex möglich
Angehörige können sich bei der Spitex anstellen lassen und erhalten dann für die Pflege einen Lohn. Sie müssten sich dies aber gut überlegen und dabei beraten werden, sagt Becker.
Die Grenze ist erreicht, wenn man die Pflege tatsächlich nicht mehr leisten kann und professionelle Hilfe braucht.
Und nicht zuletzt müssten sie für die Pflegearbeit zu einem gewissen Grad ausgebildet werden und sich Grundwissen dazu aneignen: «Die Grenze ist dann erreicht, wenn man die Pflege tatsächlich nicht mehr leisten kann und professionelle Hilfe braucht.»
Zudem solle die Politik schweizweit einheitliche Rahmenbedingungen für die Anstellung bei den Spitex-Organisationen erarbeiten und die Entschädigung regeln. «Es müssen auch mögliche Nachteile und Risiken für die Angehörigen minimiert werden», sagt Becker.
Ein gutes Geschäft für Spitex?
Das Modell der Anstellung von pflegenden Angehörigen ist in den letzten Jahren beliebter geworden – wurde kürzlich aber auch von anderen Organisationen kritisiert: Firmen und Spitex-Organisationen würden daraus Profit schlagen, hiess es etwa vom Krankenkassenverband Santésuisse in der SRF-Sendng 10vor10.
Während die pflegenden Angehörigen lediglich rund 35 Franken Stundenlohn bekommen, erhalten die Organisationen und Firmen von der Krankenkasse über 50 Franken pro Stunde. Hinzu kommen Beiträge von Gemeinden und Kantonen.
Auch Stefanie Becker von Alzheimer Schweiz betont: Die Anstellung von pflegenden Angehörigen sei keine allgemeine Patentlösung – und es dürfe auf keinen Fall die alleinige Massnahme gegen den Fachkräftemangel sein.