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«Wir haben es bis hier oben»
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Zu viel Tourismus? Luzerner Nationalrat greift Schweiz Tourismus an

Die Touristenströme in der Schweiz wecken Widerstand: SP-Nationalrat David Roth will der Marketingorganisation ans Geld.

Das erträgliche Mass sei überschritten – man müsse den Tourismus eindämmen, sagt der Luzerner SP-Nationalrat David Roth. In Ferienorten wie Luzern verdränge der Tourismus andere Wirtschaftsbereiche und die lokale Bevölkerung, sagt Roth gegenüber der «Rundschau».

Keine Werbung für Gäste aus Fernost?

Roth will deshalb im nationalen Parlament Forderungen einbringen. Unter anderem will er der Marketingorganisation Schweiz Tourismus verbieten, in Fernmärkten wie Asien oder Nord- und Südamerika Werbung zu machen. Gäste aus diesen Ländern in die Schweiz zu locken, stehe im Widerspruch zu den Klimazielen des Bundes.

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David Roth: «Habe nichts gegen Touristen, aber...»
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Dieser Idee kann FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro nichts abgewinnen. Sie ist im Vorstand des Schweizer Tourismusverbandes. «Die zentrale Aufgabe von Schweiz Tourismus besteht ja nicht darin, den Anteil der Fernmarktgäste zu erhöhen, sondern sie gezielt zu steuern.» Leute aus Übersee und Fernost planten langfristig. Mit einer Lenkung könne man einen Ganzjahrestourismus anbieten und die Hotels zu Zeiten füllen, «wenn Gäste aus der Schweiz daheimbleiben».

«Es reicht!»

Der Tourismus erlebt an gewissen Hotspots in der Schweiz immer mehr Widerstand. Zum Beispiel in Grindelwald. Nirgendwo waren die Hotels und Ferienwohnungen 2023 voller als hier. Speziell: Das Dorf im Berner Oberland ist im Sommer mittlerweile besser ausgelastet als im Winter. Man lebe vom Tourismus, das sei allen bewusst, sagt eine Einwohnerin. Doch: «Den Einheimischen reicht es langsam.» Sogar in ihrem Garten machten die Touristinnen und Touristen Selfies.

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Patrick Jordi: «Grindelwald wurde seiner Seele beraubt»
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Andere beklagen die Entwicklung des Dorfes generell. Patrick Jordi ist Präsident einer neuen Interessensgemeinschaft, die sich in Grindelwald zu Wort meldet. Er spricht von einem Alpen-Disneyland, das es zu verhindern gelte. Gut 40 Mitglieder hat die neue IG laut eigenen Angaben – Ferienhausbesitzerinnen und -besitzer, aber auch Leute aus dem Dorf.

Streitpunkt Jungfraubahnen

Der IG sind vor allem die Baupläne der Jungfraubahnen für die Firstbahn ein Dorn im Auge. Deren Erneuerung sei vielleicht gut für die kommerziellen Interessen der Betreiber, aber nicht für eine nachhaltige Entwicklung des Dorfes. Grindelwald brauche eine städtebauliche Planung, nicht einfach eine neue Bahn mit noch höherer Kapazität.

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Chef der Jungfraubahnen: «Die Erneuerung der Jungfraubahnen entlastet das Dorf»
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Die Konzession der heutigen Bahn läuft aus. Die Jungfraubahnen sehen in der Erneuerung eine markante Aufwertung Grindelwalds, weil das Dorf vom Durchgangsverkehr entlastet werde.

Weniger Airbnb und Co.?

Nicht nur die Menge der Touristinnen und Touristen weckt Widerstände, auch die heutigen Reiseformen, Buchungsplattformen wie Booking.com oder Airbnb. SP-Nationalrat Roth will diese Plattformen strenger regulieren. Er fordert unter anderem schweizweit gültige Vorgaben. Diese sollen sicherstellen, dass Abgaben wie Kurztaxen und Steuern tatsächlich erhoben und bezahlt werden. Heute – so Roths Verdacht – würden Einnahmen aus Kurzzeitvermietungen oft nicht regulär versteuert. Gemeinden, etwa Interlaken, kontrollieren deshalb stärker.

Initiative in Interlaken

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In Interlaken im Berner Oberland sammelt die SP derzeit Unterschriften für eine strengere Regulierung der Kurzzeitvermietungen. «Die Meldungen über Familien, denen die Wohnung gekündigt wird für eine Nutzung via Airbnb häufen sich», sagt Hanspeter Berger. Er ist Präsident der SP Interlaken. Diese Entwicklung sei aus sozialpolitischer Sicht nicht akzeptabel.

Im Anzeiger Interlaken erscheinen fast wöchentlich Baugesuche für Umnutzungen von Privatwohnungen. Laut Gemeinde sind 2024 bisher 21 Gesuche eingegangen. In der Nachbargemeinde Matten 13. Darunter seien aber viele Nachmeldungen für Wohnungen, die bereits als Zweitwohnung genutzt würden, heisst es bei der Gemeinde Interlaken. In den «Bödeli»-Gemeinden ist vor gut drei Jahren eine Bewilligungspflicht für die Umnutzung von Privatwohnungen eingeführt worden. Allein dieses Jahr seien 14 baupolizeiliche Verfahren eingeleitet worden, weil Wohnungen widerrechtlich vermietet wurden. Nun will die Gemeinde auch bei den Kurtaxen die Kontrollen verstärken.

Doch der SP reicht das nicht. Sie will eine Begrenzung auf 90 Tage. Die Unterschriftensammlung laufe sehr gut, sagt Hanspeter Berger.

Jacqueline de Quattro sieht Vorteile bei Angeboten wie Airbnb: «Solche Angebote können eine sinnvolle Ergänzung sein und auch neue Touristengruppen ansprechen.» Sie lehnt eine zu starke Einschränkung ab, ist aber nicht prinzipiell dagegen, vor allem nicht, wenn es Wohnungsknappheit gibt und die anderen Beherberger zu stark konkurrenziert werden.

Rundschau, 21.08.2024, 20:05 Uhr;schn

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