Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat Rahmenbewilligungsgesuche für ein Atomendlager in der Zürcher Gemeinde Stadel eingereicht.
Gegen das geplante Atomendlager haben am Dienstagabend vor der Stadthalle in Bülach rund 60 Menschen demonstriert. Mit dabei war auch SP-Nationalrätin Martina Munz. «Es ist wichtig, dass wir unsere Botschaften nach aussen tragen und wir wahrgenommen werden», sagt die 68-jährige Politikerin.
Das Interesse der Bevölkerung ist gross. Das zeigt auch die Vollversammlung «Regionalkonferenz Nördlich Lägern» zum Atom-Tiefenlager, welche direkt im Anschluss an die Demonstration in der Bülacher Stadthalle stattfindet. Die Regionalkonferenz zählt rund 135 Mitglieder – Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinden, Planungsverbänden, Interessengruppen oder Personen mit Wohn- oder Arbeitsort in der Standortregion.
Der Co-Präsident der Regionalkonferenz Christopher Müller spricht sogar von einem Teilnehmerrekord: «Man sieht, der Saal ist voll. Viele Mitglieder haben sich für die heutige Vollversammlung angemeldet und wollen bei diesem Prozessschritt dabei sein.»
Nagra-CEO Braun sieht Widerstand positiv
Bei der Vollversammlung gehe es nicht um Pro oder Contra Tiefenlager, sagt Müller: «Wir stehen dafür ein, dass die beste Lösung für die Region herauskommt, dass man die Gemeinden ernst nimmt. Das Zentrale ist, dass wir gehört werden.»
An der Veranstaltung zugegen ist auch Matthias Braun. Mit im Gepäck hat der Nagra-CEO auch detaillierte Informationen für die wissenshungrige Bevölkerung. Das grosse Interesse freut Braun: «Ich sehe, die Stadthalle ist voll. Das Interesse ist gross und das ist ja auch genau das, was wir mit dem Rahmenbewilligungsgesuch erreichen wollen: Die breite, faktenbasierte Debatte in Gang bringen.»
Die Demonstration im Vorfeld der Vollversammlung sieht Braun nicht als Widerstand. «Konstruktive Kritik ist immer willkommen. Wir nehmen das gerne auf», so der Nagra-Chef und führt aus: «Wir können immer miteinander reden. Ich glaube, das ist Teil dieser breiten Debatte, die wir ermöglichen wollen.»
Dass diese Debatte breit läuft, ist auch bei den Gästen der Konferenz ein Thema. «Ich bin hier für die Konferenz, habe aber die Demonstration vor der Stadthalle gesehen. Ich finde das wichtig, dass wir miteinander reden und zeigen, es ist uns nicht egal, was in unserer Region passiert», sagt ein Konferenz-Teilnehmer.
Eine andere Teilnehmerin sieht sich als Kritikerin des Atomendlagers. Bei der ganzen Debatte beschäftigt sie aber auch noch etwas anderes: «Was ich ganz krass finde, das hat man ja auch bei der Kundgebung gesehen: Junge Leute hat es praktisch keine. Es ist die Generation Ü50 bis Ü80, die anwesend ist.»
Entscheid wohl erst in fünf Jahren
Die Bundesbehörden haben nun zwei konkrete Gesuche auf dem Tisch – je eines für Stadel und für Würenlingen -, die nun eingehend geprüft werden. Am Ende der Prüfung wird das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) ein Gutachten vorlegen. Auf dessen Basis wird der Bundesrat voraussichtlich im Jahr 2029 und danach das Parlament einen politischen Entscheid zum Tiefenlager-Projekt treffen.