Ums Luzerner Sinfonieorchester (LSO) ist es still im Moment: Die Saison wurde wegen der Corona-Pandemie abgebrochen, statt Proben und Konzerten ist Kurzarbeit angesagt. Die Krise trifft das Orchester hart, ohne finanzielle Hilfe vom Bund käme es nicht über die Runden.
Dennoch lassen die Musikerinnen und Musiker den Kopf nicht hängen. Unter dem Titel «Tagebuch eines verschollenen Orchesters» stellen sie jeden Tag ein Video auf die LSO-Webseite und bescheren ihrem Publikum so Musik aus ihrem Wohnzimmer.
«Es ist grauenhaft»
«Wir wollten etwas Witziges und Positives machen in dieser Zeit, in der uns ja faktisch ein Berufsverbot auferlegt wurde», sagt Numa Bischof, Intendant des Luzerner Sinfonieorchesters.
Das «Tagebuch» könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie schwierig die gegenwärtige Situation für die Musikerinnen und Musiker sei. Und auch für ihn als Intendant: «Ein verschollenes Orchester, das ist grauenhaft. Wir stehen jetzt im dritten Monat, in dem wir nicht zusammen proben und auftreten dürfen. Das ist traurig. Ich habe richtige Entzugserscheinungen.»
Am 27. Mai gibts neue Richtlinien vom Bund
Im Moment könne er aber nichts weiter tun als warten. Nächster Stichtag sei der 27. Mai – dann erlässt der Bundesrat neue Richtlinien zu den Hygiene- und Schutzmassnahmen. «Die Schweizer Berufsorchester sind gemeinsam dabei, ein Konzept zu erarbeiten, wie die Orchester wieder auftreten könnten», sagt er.
Lösungen für Orchester wie das LSO – das zeitweise mit 70 bis 90 Musikerinnen und Musikern auf der Bühne steht – gebe es noch keine. Dafür aber immer mal wieder gute Nachrichten: «Man gewinnt jetzt laufend neue Erkenntnisse zum Virus und geht mittlerweile davon aus, dass die Abstände zwischen Musikern an Blasinstrumenten nicht so gross sein müssen, wie ursprünglich gedacht», sagt Bischof.
«Ich bin ein zuversichtlicher Mensch»
Man befinde sich in einen Lernprozess. «Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie wir den Probe- und Konzertbetrieb Stück für Stück wieder hochfahren können, wenn wir grünes Licht dafür bekommen», so Numa Bischof. Und dann komme es auch darauf an, wie sich das Publikum verhalte: «Auch die Konzertbesucher müssen erst mal wieder Zutrauen fassen, bevor sie sich für ein Konzert in einen Saal begeben.» LSO-Intendant Numa Bischof ist aber überzeugt, dass dies passieren wird. «Ich bin ein zuversichtlicher Mensch», sagt er.
Jeden Tag ein neues Szenario
Zuversicht ist bestimmt nicht die schlechteste Qualität, die der Intendant eines Sinfonieorchesters mitbringen kann. Vor allem, weil sich im Moment nichts planen lässt. Etwa für die neue Saison, die üblicherweise im Oktober beginnt, immer auch unter Beteiligung internationaler Solokünstler. «Wir können Szenarien entwickeln und müssen sie dann teilweise am Tag darauf wieder verwerfen, weil alles so unabsehbar ist», sagt Numa Bischof.
Ein Lichtblick: Das neue Probehaus
Absehbar ist allerdings, dass das LSO in Zukunft bessere Verhältnisse für seine Proben hat: Das Probehaus beim Theater Südpol ist fertiggestellt. Wegen der Corona-Pandemie kann es das Orchester zwar nicht beziehen, aber, sagt Intendant Bischof: «Das Haus steht, und es wird uns als Orchester vorwärtsbringen – und es herrscht grosse Vorfreude auf den Tag, an dem wir dort einziehen können.»