Sprühregen, Starkregen, Nieselregen, Hagel: Seit Wochen lässt Petrus sein beeindruckendes Arsenal an Niederschlagsarten auf uns niederprasseln. Doch wer sich unter seinem Regenschirm ans Mittelmeer träumt, könnte ein böses Erwachen erleben. Denn wenige Flugstunden entfernt herrscht ein ganz anderes Bild: Gluthitze, Trockenheit und nun auch noch Waldbrände, wie etwa auf Sardinien.
Im Dörfchen Bonarcado verbringt auch der Journalist Gabriel Crucitti seine Ferien, gleich neben der am stärksten von den Bränden betroffenen Region im Westen der Insel. Er berichtet von Szenen, die so gar nicht ins heile Ferienidyll passen wollen: «Am Sonntag ist jede halbe Stunde ein Löschflugzeug am Strand angekommen und hat im Meer Wasser getankt.»
Brände in vielen Urlaubsregionen
Inzwischen habe sich die Situation aber etwas entspannt: Keine sengend heissen Winde, die aus der Brandregion herüberwehen, und auch in den lokalen Zeitungen werde davon berichtet, dass die Lage fürs Erste unter Kontrolle sei. Nichtsdestotrotz: Die Brände wüten weiter grossflächig, für eine Entwarnung ist es zu früh.
Auch viele andere Teile Südeuropas haben sich in einen regelrechten Backofen verwandelt. Doch wie kann es sein, dass von Sardinien über Sizilien bis nach Griechenland und Antalya in der Türkei gleichzeitig Brände wüten, und welche Folgen haben sie für die Natur?
Die Natur hat sich längst angepasst
Mit eben solchen Fragen beschäftigt sich der Waldökologe Harald Bugmann von der ETH Zürich. Für ihn ist klar: Die Menschen in den betroffenen Regionen am Mittelmeer müssen damit rechnen, dass es häufiger zu solch heftigen Waldbränden kommt. Heisst: Der Mensch wird sich anpassen müssen.
Für die Natur allerdings seien die Brände weniger ein Problem. Denn in Gebieten mit trockenem und warmem Klima haben sich Flora und Fauna auf regelmässige Brände eingestellt. «Das mediterrane Ökosystem ist darauf ausgerichtet und es gibt viele Organismen, die sogar darauf angewiesen sind, dass es ab und zu brennt.»
Das führt dazu, dass sich verbrannte Erde vielerorts schon nach kurzer Zeit wieder in eine grüne Landschaft verwandeln kann. «Sei es, weil die Pflanzen vor Ort überdauern, oder weil neue Samen in das Gebiet hereinkommen», so der Waldökologe.
Schliesslich gebe es auch Pflanzen, die sogar auf Brände angewiesen sind – so etwa sehr lichtbedürftige Pflanzen, die davon profitieren, wenn das Feuer die «Konkurrenz» aus dem Weg räumt. «Manchmal führt auch erst die Hitze dazu, dass die Samen der Pflanzen keimen. Das Feuer ist dann ein Signal, dass sie nun austreiben kann.»
Viel Leid bringen die Brände jedoch für Tiere, die nicht schnell genug flüchten können. Insbesondere Insekten seien betroffen, erklärt der Waldökologe, doch auch grössere Tiere wie Huftiere könnten qualvoll verenden, wenn sie von den Flammen eingeschlossen werden. «Das ist ein Drama für das individuelle Tier», so Bugmann.
Aber das Überleben einer Spezies sei von den Bränden kaum bedroht – denn der Lebensraum erhole sich bald wieder und werde von der Tier- und Pflanzenwelt zurückerobert. «Damit die Existenz einer Art effektiv gefährdet wäre, müssten extrem grossflächige Brände immer wieder wüten», schliesst der ETH-Forscher.
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