Ob Menschen ein zweites Mal an Covid-19 erkranken können, wird noch untersucht. Dass die Wirtschaft immun ist gegen eine Zweitansteckung, scheint hingegen ausgeschlossen. Selbst ohne einschneidenden zweiten Lockdown.
Über 2800 neue Ansteckungen an einem Tag bedeuten fast eine Verdoppelung der Zahl vom Vortag. Sie bedeuten auch eine Verdoppelung der Kontakte von Infizierten, die zusätzlich rückverfolgt werden müssen. Wenn das Regime nicht ändert, bedeutet das eine Verdoppelung der Zahl der Personen in Quarantäne und wohl auch eine baldige Verdoppelung der täglichen Spitaleintritte.
Zweiter «Lockdown» am Horizont?
Ungute Erinnerungen an Bilder von überfüllten ausländischen Intensivstationen kommen auf. Dazu passt die heutige Warnung des Spitals Schwyz: Die sich abzeichnende enorme Belastung des Spitals mit Covid-19-Patienten müsse reduziert werden.
Es scheint bloss noch eine Frage der Zeit, bis das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wieder eingeschränkt wird. Auch wenn die Verantwortlichen ein so weitgehendes Runterfahren des Wirtschaftslebens wie im Frühjahr wohl mit allen Mitteln zu vermeiden versuchen.
Dennoch sind auf der wirtschaftlichen Seite jetzt schon die ausfallenden Arbeitsstunden wieder stark am Steigen. Und der Mut der ohnehin Gebeutelten, neue Veranstaltungspläne zu schmieden, Restaurant- oder Hotelpersonal für die Wintersaison zu rekrutieren, dürfte so lange schwinden, als die Neuansteckungen von Tag zu Tag derart wachsen.
Positive Konjunkturprognosen unglaubwürdig
Gleichzeitig erscheinen die jüngst im Wochenrhythmus aufpoppenden Entwarnungen von der Konjunkturfront immer unglaubwürdiger. Nicht mal um vier Prozent solle die Schweizer Wirtschaft dieses Jahr schrumpfen, versprechen die Wirtschaftspropheten inzwischen.
Zu beneiden sind sie nicht. Sie sollen Prognosen berechnen, obwohl genau diese Pandemie unberechenbar ist. Und die angesichts der Ansteckungszahlen wohl zu positiven Prognosen verfälschen die Wahrnehmung der sich eintrübenden wirtschaftlichen Situation.
So waren beispielsweise die Passagierzahlen am Flughafen Zürich im September wieder stärker rückläufig als noch im August oder Juli. Im Oktober läufts bisher noch schlechter, hört man. Es geht nicht mehr langsam aufwärts, sondern abwärts.
Geschäftsinhaber berichten, sie kämpften inzwischen um ihre Existenz. Meldungen von Stellenabbau und Entlassungen sind an der Tagesordnung. Und dies momentan noch ohne einschneidende Massnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus.
Ist man vorbereitet?
Fragt sich, ob die Schweizer Politik, ob die Behörden auf eine zweite Coronawelle vorbereitet sind. Ob sie neue Erkenntnisse gewinnen konnten, welche Massnahmen epidemiologisch am besten wirken und wirtschaftlich am wenigsten schaden. Ob sie eine zweite breite Ansteckung auch der Wirtschaft rechtzeitig erkennen werden.
Der Paukenschlag vom Frühjahr mit den staatlich innert kurzer Zeit verordneten Einschränkungen hatte immerhin dazu geführt, dass der Bedarf an Notkrediten oder Lösungen für Kurzarbeit offensichtlich wurde.
Die Gefahr besteht, dass inzwischen Firmen und Arbeitsplätze durch das Virus wieder ebenso stark bedroht werden wie zu Beginn der Pandemie – und dass jene, die letztes Mal zu Hilfe eilten, diesmal gar nicht alarmiert sind.