- Das Coronavirus verschiebt die Einkaufsgewohnheiten der Konsumentinnen und Konsumenten von den Innenstädten in die Aussenquartiere.
- Das Nachsehen haben die Läden in den Zentren.
- So schnell wird sich das nicht ändern.
Ein Brötchen kaufen auf dem Weg zur Arbeit, einen Kaffee zum Mitnehmen, etwas für den Mittag: Von solchen Kundinnen und Kunden leben Bäckereien in Innenstädten und Bahnhöfen.
Passanten als Kunden fehlen weiter
Zu diesen Läden gehört die Bäckerei Reinhard in Bern. Ihr fehlen die Passanten auch noch ein gutes halbes Jahr nach dem Lockdown. Für Inhaber Alexander Reinhard liegen die Gründe auf der Hand: «Viele Leute sind umgestiegen auf Homeoffice.» Universitäten waren geschlossen und auch die Touristen sowie Schweizer Reisende seien ausgewichen oder vermehrt mit dem Auto unterwegs.
Ganz anders entwickelt hätten sich die Umsätze ausserhalb vom Stadtzentrum, erklärt Reinhard weiter. So verzeichne er in seinen Läden in den Quartieren und an der Strasse bis zu 15 Prozent mehr Umsatz.
Coronakrise führt zu Stadt-Land-Graben
Die Bäckerei Reinhard ist kein Einzelfall. Viel mehr ist die Verschiebung typisch für den ganzen Detailhandel. Experten sprechen von einem Stadt-Land-Graben, der sich mit Corona aufgetan habe.
Das hat auch Dagmar Jenni vom Verband der mittelständigen Detailhändler festgestellt. Die Leute seien nach wie vor verunsichert. «Man meidet Menschenaufläufe – und Innenstädte werden häufig damit verbunden. Das heisst, man ist etwas mit der Handbremse unterwegs.»
Die Konsumentinnen und Konsumenten würden in den Innenstädten bis zu 15 Prozent weniger Geld ausgeben. Dies zeigten die digitalen Zahlungen mit Debitkarten, die man ausgewertet habe. «Das Impulseinkaufen – das Einkaufserlebnis mit allen fünf Sinnen – leidet nach wie vor etwas.»
Kein gutes Omen fürs Weihnachtsgeschäft
Für das Weihnachtsgeschäft sei das kein gutes Omen, so Jenni. Der Verband der mittelständigen Detailhändler rechnet aufgrund von Konsumentenbefragungen mit deutlichen Einbrüchen. Mehr als die Hälfte der Befragten hätten angegeben, dass sie weniger in Kaufhäusern und Innenstädten einkaufen werden.