Die Universität Basel hat eine Studie zum Thema Homeoffice erstellt. Sie zeigt, wie die Möglichkeit, in der Coronakrise von Zuhause aus zu arbeiten, in der Schweiz verteilt ist. Das sei selbstverständlich auch von den jeweiligen Berufen abhängig, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Bonanomi und erläutert weitere Erkenntnisse.
SRF News: Was zeigt die Studie?
Klaus Bonanomi: Sie offenbart einen deutlichen Stadt-Land-Graben. Je städtischer eine Region, desto mehr Homeoffice. In Basel-Stadt zum Beispiel könnten 51 Prozent der Angestellten im Homeoffice arbeiten, in Zürich fast 60 Prozent.
Der Gegensatz dazu ist beispielsweise das Luzerner Hinterland, dort sind es rund 25 Prozent. Durchschnittlich stellt die Studie für die Schweiz fest, dass rund vier von zehn Stellen von zu Hause aus erledigt werden könnten. Es sind theoretische Zahlen, nicht die tatsächlichen Werte.
Hat der Stadt-Land-Graben mit den jeweiligen Berufen zu tun?
Ja. Allerdings ist das Bild natürlich nicht schwarz-weiss. Berufe mit Kundenkontakt oder an der frischen Luft sind traditioneller eher auf dem Land anzutreffen, wie die ganze Landwirtschaft oder Gewerbebetriebe wie Schreinereien. In der Stadt oder in den Agglomerationen sind eher die Industrie- und Büroberufe vertreten, wie Informatiker, Finanzanalysten, Verwaltungsangestellte.
Aber es gibt auch viele Berufe, wie jene im Verkauf, in der Pflege, beim Transport, und andere wie Coiffeure und so weiter, die sowohl in der Stadt als auch auf dem Land verbreitet sind.
Sind Ihnen weitere Muster aufgefallen?
Ja. Diejenigen Stellen, die fürs Homeoffice als geeignet betrachtet werden, korrelieren mit einem hohen Lohn. Anders gesagt: Drei Viertel der Angestellten in der höchsten Einkommenskategorie – über 130’000 Franken im Jahr – könnten laut dieser Studie von zu Hause aus arbeiten. Bei einem Schweizer Durchschnittslohn um 70’000 Franken ist es nur noch ein Drittel.
Gerade in der jetzigen Krise hat man das als Problem erkannt; denn es zeigt auch die Wertschätzung. Berufe, die man neu als systemrelevant definiert, in der Pflege, im Verkauf oder in der Logistik, werden schlechter entlöhnt als akademische Berufe.
Das kann man so generell nicht sagen, es hängt sehr von der Branche ab. Zum Beispiel können Serviceangestellte nicht von zu Hause aus arbeiten. Aber wenn der Lockdown vorbei ist, gehen wir wieder auswärts essen und es braucht sie wieder, auch wenn gewisse Stellen verloren gehen dürften. Andererseits ist es auch so, dass Nicht-Homeoffice-Tätige – etwa Bauern, Erntehelfer und Lastwagenfahrer – im Moment sehr gesucht sind. Eine Korrelation zwischen Homeoffice und künftigen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt ist schwierig herzustellen.
Hier geht es zur Studie der Universität Basel
Heisst das, Berufe mit der Möglichkeit von Homeoffice werden mit Blick auf den Arbeitsmarkt nicht gestärkt?
Es könnte sogar das Gegenteil eintreten. Ein IT-Spezialist, der heute zu Hause in Zürich arbeiten kann, kann morgen durch einen IT-Spezialisten in Bangalore in Indien ersetzt werden, der arbeitet für einen viel tieferen Lohn. Aber einen Coiffeur kann man nicht einfach durch einen virtuellen Coiffeur in einem Billiglohnland ersetzten.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.