Die Sonne scheint direkt ins Zimmer 516 und der Zürichsee glänzt weit unten als Daniel Kost, Direktor des Hotels Belvoir in Rüschlikon (ZH), die Tür aufschliesst. «Das ist eines der Zimmer, das wir für Homeoffice vorbereitet haben.»
120 Franken pro Tag kostet das Homeoffice-Package im Belvoir. Schnelles Internet, Parkplatz vor dem Hotel, Tee, Kaffee, Mineralwasser sind inklusive. Das Mittagessen liefert die Hotelküche direkt aufs Zimmer, damit die Gäste keinen Kontakt zueinander haben.
Manche brauchen einen Rückzugsort
Das Angebot richtet sich an alle, die wegen Corona nun gezwungen sind, im Homeoffice zu arbeiten. «Es gibt Leute, die nicht die Möglichkeit haben, sich zu Hause zurückzuziehen. Sie brauchen einen Ort, wo sie konzentriert arbeiten können.»
Seit letzter Woche sei eine Handvoll Zimmer an Homeoffice-Nomaden vermietet worden. Ausserdem habe ein Gast ein paar Tage in Selbstquarantäne in einem der Hotelzimmer verbracht, sagt Hoteldirektor Daniel Kost.
Isolation im Luxussegment
Mit Corona-Quarantäne mit Hotel-Service wirbt derzeit auch Le Bijou, eine Anbieterin von Luxuswohnungen. In den Apartments an exklusiven Lagen in Zürich und anderen Städten verbringen normalerweise reiche Touristen ihre Schweiz-Ferien.
Weil diese nun ausbleiben, bietet Le Bijou seine Wohnungen für 14-tägige Quarantäne-Aufenthalte an – ab gut 500 Franken pro Nacht. Gegen Aufpreis werden Mahlzeiten geliefert und ein Privatkoch sowie ein Wäscheservice sind dazu buchbar.
Falls gewünscht, machen Spezialisten einer Privatklinik in der Wohnung Hausbesuche, wie Le Bijou-Mitinhaber Alexander Hübner sagt: «Man kann einen Check-up eines Arztes oder einer Pflegefachperson bestellen und man kann auch einen Corona-Test machen, sofern akute Symptome vorhanden sind.»
Natürlich würden dabei sämtliche Hygiene-Anforderungen des Bundes eingehalten, so Hübner. Derzeit sei ein halbes Dutzend der Quarantäne-Wohnungen besetzt.
Isolation statt Entzug
Auch die Zürcher Calda Clinic wirbt derzeit mit «Luxus-Quarantäne» für Privilegierte. Normalerweise behandelt die Privatklinik in ihren zwei grosszügigen Wohnungen mit Terrasse, Pool und Ausblick auf den Zürichsee reiche Klientinnen und Klienten aus dem Ausland wegen Depression oder Drogensucht.
Nun sollen die Wohnungen, wenn es die Gesundheitsdirektion zulässt, für Corona-Erkrankte zur Verfügung stehen, ebenfalls mit Arztbesuchen und speziellen Services. Laut Clinic-Chefin Claudia Elsig ist dies nur etwas für Leute mit dickem Portemonnaie: «Die kleinere Residenz kostet 3000 Franken pro Nacht, die grössere 3500 Franken pro Nacht. Und wenn Sie einen Koch und Butler mit personal-analysierter Ernährung möchten, wäre der 1'800 Franken pro Tag.»
Wegen der hohen Fixkosten sei die Luxus-Quarantäne aber kein grosses Geschäft, so Elsig. Auch bei den anderen Anbietern heisst es, die Corona-Packages seien vor allem Übergangslösungen, um in der jetzigen Flaute wenigstens einen minimalen Betrieb aufrecht zu halten. Wirklich entspannen werde sich die Situation in der Hotellerie aber erst wieder, wenn der Bund die Corona-Massnahmen lockere.