Die rigiden Massnahmen der europäischen Staaten im Kampf gegen die Corona-Pandemie hinterlassen in der europäischen Wirtschaft bereits starke Spuren. Die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat zeigen dies deutlich.
Im ersten Quartal dieses Jahres schrumpft die Wirtschaft in der Euro-Zone um 3.8 Prozent und in der EU um 3.5 Prozent – im Vergleich zum letzten Quartal im Jahr 2019. Nicht einmal während der Finanzkrise im Jahr 2009 hat die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Quartal so stark gelitten wie jetzt.
Ein Blick auf die Arbeitslosenquote (Eurostat) zeigt, dass diese im Euroraum zurzeit bei 7.4 Prozent liegt. Diese Quote wird wohl in den kommenden Monaten weiter ansteigen. Zurzeit werden viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Unternehmen durch milliardenschwere Hilfspakete und Kurzarbeiterprogramme der nationalen Regierungen sowie der Europäischen Union unterstützt.
Die aktuellen Zahlen weisen auf eine schwere Rezession im Euroraum hin. EZB-Präsidentin Christine Lagarde rechnet damit, dass die Wirtschaftsleistungen im zweiten Quartal noch stärker einbrechen werden. Betrachtet man einzelne Zahlen in grössten europäischen Volkswirtschaften, zeigt sich, wie stark die Arbeitsmärkte unter Druck sind.
Deutschland: In der grössten Volkswirtschaft der Europäischen Union gibt es erst am 15. Mai statistische Zahlen zum ersten Quartal. Unterschiedliche Quellen gehen davon aus, dass die Wirtschaft um 2 bis 2.5 Prozent im ersten Quartal schrumpfen könnte. Der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier rechnet für das gesamte Jahr mit einem Einbruch um 6.3 Prozent.
Die heute veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass es Ende April in Deutschland 2'644'000 Arbeitslose gibt, was eine Quote von 5.8 Prozent bedeutet. Das sind 308'000 Personen mehr als im Monat März. Viel zu diskutieren geben in der Bundesrepublik die Zahlen zur Kurzarbeit. Rund 10.1 Millionen Menschen sind zurzeit in Kurzarbeit angemeldet. Das ist ein historischer Höchstwert in Deutschland.
Frankreich: In Frankreich hinterlässt die Corona-Pandemie deutliche Spuren. Das BIP sinkt um 5.8 Prozent. Die französische Wirtschaft hat in einem ersten Quartal keinen solchen Einbruch seit dem zweiten Weltkrieg mehr erlebt. In Frankreich sind laut DARES zurzeit 3.7 Millionen Arbeitslose gemeldet. Das sind so viele wie zuletzt im Rekordmonat Februar 2016. Seit der Ausgangssperre Mitte März sind 246'100 neue Arbeitslose dazu kommen.
Italien: Das hochverschuldete Italien gehört zu jenen europäischen Ländern, das von der Corona-Krise besonders hart getroffen wird. Die heute veröffentlichten Zahlen des Statistikamtes Istat zeigen, dass das BIP im ersten Quartal um 4.7 Prozent eingebrochen ist. Besonders die Tourismusbranche leidet in Italien stark. Um an Kapital zu tiefen Zinsen zu kommen, ist die italienische Regierung auf gemeinsame Massnahmen der europäischen Union und der EZB angewiesen. Die aktuellen Zahlen zur Arbeitslosenquote sind nicht aussagekräftig. Die Quote zeigt den Anteil der Stellensuchenden an der aktiven Bevölkerung auf. Diese Zahl ist allerdings wegen des Lockdowns drastisch gesunken.