Tunnels für Metros und Autos in München, Paris, Stockholm und Oslo; ein Mehrgenerationenhaus in Wien, Mikro-Wohnungen in Dortmund: Infrastrukturbauten in Europa haben grosses Potential, ist Implenia-Chef André Wyss überzeugt. «Wir planen sowohl in der Schweiz wie im Ausland weiter zu wachsen», sagt er. Allerdings solle dies gewinnbringend geschehen.
Grosse Verluste im Auslandgeschäft
Von den mehr als vier Milliarden Franken Umsatz macht Implenia heute rund ein Drittel im europäischen Ausland. Während in der Schweiz ein solider Gewinn angefallen ist, haben die Projekte im Ausland jedoch happige Verluste gebracht. Hauptgrund ist, dass Implenia ausländische Mitbewerber übernommen und erst später gemerkt hat, dass deren Projekte weniger gut aufgestellt waren als gedacht.
Das soll sich jetzt dank einer neuen Organisation ändern, verspricht Wyss, der seit Herbst als Implenia-Chef amtet. Neu soll Implenia nicht mehr einfach in ein Schweizer und ein internationales Geschäft aufgeteilt sein. Vielmehr sollen vier länderübergreifende Divisionen mit je einem neuen Chef entstehen. Der bisherige Finanzchef verlässt das Unternehmen, ebenso der Personalchef und weitere Geschäftsleitungsmitglieder.
Schon in diesem Jahr wieder Gewinn?
Dass die bisherige Führung versagt hat, will Wyss aber nicht sagen. Es sei eine neue Ära, die jetzt beginne, betont er. Zudem würden die bisher Verantwortlichen dem Unternehmen noch eine Weile zur Verfügung stehen, damit die Übergabe an die neuen Chefs gut über die Bühne gehe. «Es hat zwar ein paar Änderungen gegeben – aber das ist im normalen Bereich, wenn ein neuer CEO kommt.»
Die neuen Leute in der neuen Organisation müssten jetzt einfach genauer hinschauen. Das betrifft vor allem die Bauprojekte im Ausland. In der Tat will Implenia bereits im laufenden Jahr wieder einen ordentlichen Gewinn erwirtschaften. Ob das so rasch gelingt, ist allerdings fraglich. Beobachter bezweifeln, dass der Baukonzern die Risiken im Ausland so schnell in den Griff bekommt.
Grosse Risiken im Auslandgeschäft
Die Geschäftsleitung spreche im Moment bloss von isolierten Problemen bei Projekten in Südbaden, Polen und Norwegen, sagt Jannick Dousse, Analyst bei der Credit Suisse. «Es muss aber festgehalten werden, dass das internationale Geschäft – besonders jenes, welches in den letzten Jahren akquiriert wurde – nur eine schwache Profitabilität aufweist.» Die Projekte im harten ausländischen Wettbewerb werfen laut dem Analysten grundsätzlich wenig Gewinn ab. Implenia müsse deshalb dringend bisher fehlerhafte Abläufe verbessern.
Das Vertrauen der Investoren in den Baukonzern hat auf jeden Fall arg gelitten. Die Aktie von Implenia ist nach Bekanntgabe der Unternehmenszahlen für das letzte Jahr um mehr als zehn Prozent abgesackt.