Die angeschlagene Lufthansa kann hoffen. Die deutsche Bundesregierung sieht offenbar vor, den Konzern mit neun Milliarden Euro zu unterstützen. Das berichten mehrere Medien. Diese Staatshilfe wäre aber an Bedingungen geknüpft: Die Bundesrepublik will sich mit 20 Prozent beteiligen und verlangt Einsitz im Verwaltungsrat. Die Swiss, die zur Lufthansa gehört, wäre davon direkt betroffen. Andreas Wittmer vom Center for Aviation Competence sieht Vorteile in der finanziellen, aber Nachteile in der politischen Beteiligung.
SRF News: Welche Folgen hätte die Hilfe für die Swiss?
Andreas Wittmer: Einerseits wäre das positiv, denn so wäre eine Grundlage dafür gegeben, dass die Bürgschaft des Bundes zum Tragen kommt und die Swiss Gelder von den Banken beantragen kann, wenn sie welche braucht.
Andererseits ist schwer abzuschätzen, was es bedeutet, wenn ein deutscher Politiker im Verwaltungsrat sitzt und die öffentliche Hand einen Teil der Lufthansa besitzt. Ich gehe davon aus, dass der Fokus dann auf Frankfurt und München gesetzt würde, was negativ sein könnte für den Standort Zürich.
Allerdings ist die Swiss in der Vergangenheit eine Cash-Cow gewesen. Ich denke, man würde so ein gutes Unternehmen nicht aufs Spiel setzen.
Was ist von einer solchen politischen Einflussnahme zu halten?
Den Einsitz im Verwaltungsrat finde ich nicht zielführend. Verwaltungsräte sind Expertengremien, die Unternehmen führen, und die nach Stärken und Kompetenzen ausgewählt werden. Man sagt im Bereich der Good Governance auch, es sollte eine tiefe, ungerade Anzahl Mitglieder sein. Politische Vertreter wechseln oft. Sie werden für eine gewisse Dauer gewählt und haben in der Regel nicht die Kompetenz, eine Airline zu führen. Das ist nicht optimal.
Das könnte bedeuten, dass die Priorität, die der Bundesrat dem Hub Zürich mit der Swiss gegeben hat, abgeschwächt wird.
Die Beteiligung an sich ist sicher eine gute Idee. Der Staat kann so günstig Aktien erwerben. Und wenn es der Lufthansa wieder besser geht, kann er sie zu einem höheren Preis wieder veräussern. Das ist ein Geschäft für den Staat.
Die Politik soll also zahlen, aber nicht mitreden?
Ja, in so einer ausserordentlichen Situation, die nicht das Management verschuldet hat, und es eine kurz- bis mittelfristige Lösung braucht, geht es nicht darum, anders zu führen oder die Prioritäten und Strategien komplett umzuwälzen. Es ist einfach eine Notlösung, bei der sich der Staat eine gewisse Zeit reingibt und dann aber auch wieder rausnimmt aus dem Unternehmen – sowohl finanziell wie auch personell, wenn es nötig ist.
Wie kann sich das auf die Swiss auswirken?
Die Lufthansa muss nun in erster Linie Bedingungen erfüllen, die Deutschland und dem deutschen Luftverkehr in die Hand spielen. Dafür will man auch mehr Kontrolle haben. Das könnte bedeuten, dass die Priorität, die der Bundesrat dem Hub Zürich mit der Swiss gegeben hat, abgeschwächt wird.
Der Bundesrat hat für eine Unterstützung die Bedingung gestellt, dass der deutsche Staat der Lufthansa unter die Arme greift. Ist das erfüllt?
Im Grunde ja, denn wenn der deutsche Staat hilft, ist sichergestellt, dass die Lufthansa nicht Konkurs geht – und darum ging es ja. Darum, dass man der Swiss nicht Geld zuspricht, die Lufthansa bankrott geht und man das Geld verliert. Das Zeichen, das Deutschland setzt, würde das Risiko minimieren.
Das Gespräch führte Silvan Zemp.