Es war einst der grösste Firmenzukauf in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte: Novartis wollte die amerikanische Alcon unbedingt haben und bezahlte dafür über 50 Milliarden US-Dollar. Doch heute spaltet Novartis Alcon wieder ab: Alcon wird ab neun Uhr als eigenständige Firma an der Schweizer Börse kotiert sein.
Für Daniel Vasella war klar: Wenn Novartis Alcon kaufen kann, ist das eine «Wunschtransaktion». Das war 2008 – und Vasella war damals noch der starke Mann bei Novartis.
Er hoffte auf ein lukratives Wachstum, schliesslich werde die Gesellschaft immer älter und benötige deshalb immer mehr Mittel gegen den grauen Star oder gegen andere altersbedingte Augenleiden, so seine Überlegung. Und just solche Augenheilmittel und Augenoperations-Geräte hat die amerikanische Firma Alcon im Angebot. Nur gehörte sie damals noch zu Nestlé. Novartis bot Nestlé insgesamt über 50 Milliarden US-Dollar, um Alcon zu übernehmen, das war Rekord in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte.
Doch die teuer eingekaufte Augenheilmittel-Tochter blieb hinter den grossen Hoffnungen zurück; sie wurde gar zum Sorgenkind von Novartis. Etwa weil Innovationen und neue Produkte auf sich warten liessen. Alcon hat inzwischen wieder Tritt gefasst und wächst: Der Konzern ist in der Augenchirurgie weltweit die Nummer eins; bei Augenheilmitteln, Tropfen und Linsen weltweit die Nummer zwei.
Ohne finanzstarken Mutterkonzern auskommen
Der heutige Novartis-Chef Vas Narasimhan ist überzeugt: Alcon ist stark genug, um sich künftig allein zu behaupten. Er schickt seine Tochter jetzt als eigenständiges Unternehmen an die Schweizer Börse. Und: Weil Alcon mit 20’000 Angestellten und einem Jahresumsatz von über sieben Milliarden US-Dollar ein Koloss ist, schafft die Aktie auch gleich den Sprung in die Top-Liga der Schweizer Titel: in den Swiss Market Index.
Doch ob Alcon dieses Mal den Hoffnungen gerecht wird, ist offen. Das Unternehmen muss künftig schliesslich ohne finanzstarken Mutterkonzern im Rücken auskommen.