- Das Bundesgericht hat den Antrag der Gesellschaft für bedrohte Völker GfbV zur Offenlegung der Goldlieferanten der Goldraffinerien abgelehnt.
- Die Handelsbeziehungen der Goldverarbeiter unterstünden dem Geschäfts- und Steuergeheimnis, argumentierte es.
- Das Bundesgericht bestätigte damit einen Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts, gegen welchen die Gesellschaft für bedrohte Völker Beschwerde eingereicht hatte.
Die Nichtregierungsorganisation beantragte für die Jahre 2014 bis 2017 auf der Basis des Öffentlichkeitsgesetzes die Zahlen zum importierten Rohgold von sieben Firmen, darunter zwei Banken. Nachdem das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit eingewilligt hatte, die Zahlen herauszugeben, hatten vier Schweizer Goldverarbeiter Beschwerde gegen diesen Entscheid eingelegt.
Das Urteil wird von beiden Seiten als Leitentscheid beurteilt. Die Schweiz spielt eine wichtige Rolle in der internationalen Goldverarbeitung. Je nach Quelle wird bis zu einem Drittel des weltweit in Minen produzierten Goldes hierzulande veredelt.
Gold aus dem Konfliktgebiet
Wie schwierig das Geschäft mit Gold sein kann, zeigt eine aktuelle Studie der Luzerner Nichtregierungsorganisation Fastenopfer über den Goldabbau in der Region Bajo Cauca. In der Flussgold-Abbau-Region wird das Edelmetall seit Hunderten von Jahren geschürft – von legalen und illegalen Mineuren.
Der Goldabbau habe Folgen: «Am stärksten bekommen dies die Fischer zu spüren, der Goldabbau hat ihnen die Einkommensgrundlage entzogen», sagt Carlos Zapata, Direktor der Nichtregierungsorganisation Instituto Popular de Capacitación (IPC), lokale Partnerorganisation von Fastenopfer. Das Wasser sei teils verschmutzt. Feuchtgebiete seien ausgetrocknet. Die Gegend sei arm und immer wieder Ort bewaffneter Konflikte. Die Region ist so gefährlich, dass sie für die EU eine Konflikt- und Krisenregion ist.
Erhöhte Sorgfaltspflicht
Ein wichtiger Player vor Ort ist Mineros, ein Minen-Betreiber, der vor Jahren am Nechi Land gekauft hat und darauf Gold fördert. Der Bericht von Fastenaktion zeigt nun: Die Tessiner Raffinerie Argor-Heraeus sei grösste Abnehmerin von Mineros in diesem Gebiet.
Fastenaktion sieht eine Verletzung der erhöhten Sorgfaltspflicht, welche Raffinerien bei Minen in Konflikt- und Risikogebieten haben. «Die internationalen Normen verlangen von den Raffinerien, dass sie Kontakt mit Betroffenen haben und sich von der Sicherheitssituation vor Ort ein Bild machen, vor allem in Hochrisikogebieten. Wir haben grosse Zweifel, ob das Argor-Heraeus gemacht hat», sagt François Mercier von Fastenaktion. Man habe Vertreter des Flusses, Fischereiverbände und Gruppen, die direkt betroffen seien, befragt. «Niemand hatte von der Schweizer Raffinerie gehört.»
Gesprächsangebote abgelehnt
Argor-Heraeus weist den Bericht zurück: «Argor-Heraeus widerspricht der Berichterstattung von Fastenaktion ausdrücklich», schreibt das Unternehmen. Die Wahrnehmung der Verantwortung in Wertschöpfungsketten sei für Argor-Heraeus nicht verhandelbar. «Gold bezieht Argor-Heraeus ausschliesslich aus Quellen, die nach geltenden Standards arbeiten und die Vorschriften im internationalen Markt erfüllen.»
Mineros gehöre zu den langjährigen Kunden, welche Argor-Heraeus umfangreichen Compliance-Vorschriften erfüllten. Ein Vor-Ort-Audit habe zuletzt 2022 stattgefunden. Zudem habe Fastenaktion Gesprächsangebote abgelehnt. Das Gleiche sagt Fastenaktion über Argor-Heraeus.