«Ein Top-Banker sollte sein wie Iron Man», sagt die Unternehmensberaterin Franca Burkhardt im Laufe der Diskussion und deutet dabei auf den Action-Helden aus Plastik in der Hand der Moderatorin. Ein Top Banker sollte selbstbewusst und stressresistent sein. So wie man die Helden aus dem Marvel Universum möge. Nur: Anders als diese Helden könnten viele Topmanager ihre negativen Seiten nicht selbst kontrollieren. Was auch dazu führe, dass eine Grossbank übers Wochenende vom Staat gerettet werden müsse.
Barbara Lüthi diskutierte am Dienstag mit ihren Gästen im «Club» über das Thema «CS-Untergang. Wer traut der Schweiz noch?» Es wurde eine angeregte, zuweilen auch bissige Diskussion. Etwa wenn es darum ging, ob die «too big to fail»-Strategie für den Ernstfall taugt. Der Bundesrat hatte sich allerdings für eine andere Lösung entschieden. Für die Dümmste, die man wählen konnte, fand Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz: «Die UBS hat ein Schnäppchen gemacht und für drei Milliarden eine Top-Bank gekauft.»
Merz: «Und jetzt passiert es wieder»
«Ich bin schockiert gewesen, als ich hörte, was der Bundesrat am Sonntag verkündete», sagte Alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz, der debattierfreudig auftrat. Der 82-jährige war Finanzminister, als sich die Finanzkrise 2008 zuspitzte – und erlitt einen Herzstillstand, als er erfuhr, dass die UBS mit über 60 Milliarden gerettet werden musste. Bisher habe er gedacht, dass man aus der letzten Krise Lehren gezogen habe. Man habe eine «too big to fail»-Strategie ausgearbeitet. Das Parlament habe Gesetze revidiert und angepasst. «Und jetzt passiert es wieder.»
Das habe mit der Risikokultur im Investmentbanking der CS zu tun, so Franca Burkhardt, aber auch mit dem Typ von Manager. «Dabei zeigt sich eine gewisse psychologische Ausprägung. Das Krankheitsbild wäre eine narzisstische Störung.» Burkhardt, die für die UBS und die CS gearbeitet hat, ist Soziologin und Psychologin.
Sie wollten alles zu schnell und von allem zu viel. In einer solchen Situation kann man regulieren wie man will, es nützt nichts mehr.
«Im besten Fall, wenn diese Personen eigenverantwortlich handeln, sind sie erstaunliche Führungskräfte», sagte Burkhardt. Wenn sie aber zur Überreaktion neigten, bildeten sich ganze Bubbles von Leuten um sie, die ähnlich funktionierten. Sie dominierten eine ganze Organisation, vergifteten das Klima, lösten Ängste aus. Und sie wollten alles zu schnell und von allem zu viel.
Wenn aber in einem solchen Klima Angestellte nur weiterkommen, wenn sie diesen Ansprüchen gerecht würden, dann werden sie erfinderisch, meinte Burkhardt ironisch. «In einer solchen Situation kann man regulieren, so viel man will, es nützt nichts mehr.»
Bessere Kontrolle für Banken
Umso wichtiger ist es, so waren sich die Gäste im Club einig, dass die Banken besser kontrolliert werden müssen. «Ich denke mit Unbehagen daran, wie wenige Leute bei der Finma die neue Monsterbank kontrollieren sollen», sagte SRF-Wirtschaftsredaktor Reto Lipp. Und Merz meinte: «Die Finma wird noch grösser werden müssen, um die neue Grossbank begleiten zu können.» Aber es könne nicht sein, dass die Finma die neue Bank führe.
Auch die Höhe des Eigenkapitals, das die Banken aufnehmen müssen, wird wieder ein Thema sein. Selbst August Benz von der Schweizer Bankiervereinigung sagte: «Aufgrund dieses Ereignis ist klar, dass diese Diskussion geführt werden muss.»