Letzten Herbst eröffnete der Schweizer Konzern Phoenix Mecano ungefähr anderthalb Stunden südlich der Wirtschaftsmetropole Shanghai einen neuen Hauptsitz für seine Tochtergesellschaft.
Diese stellt Antriebssysteme für Möbel her. Mit diesen lässt sich etwa die Rückenlehne eines Sessels verstellen, die Höhe eines Pultes anpassen oder man kann damit ein Spitalbett in Position bringen.
Grosse Investition in China
Mit seiner Investition im Umfang von umgerechnet 100 Millionen Euro setzt der Schweizer Konzern voll auf China. Produktion, Forschung und Entwicklung, Administration: alles ist am neuen Hauptsitz in China untergebracht. Während sich immer mehr Firmen von China abwenden, investiert Phoenix Mecano also entgegen diesem Trend.
«Das passierte auch auf Kundenwunsch hin», sagt Chef Rochus Kobler. Diese hätten bereits früher in China produziert. Jetzt präge man mit dem neuen Hauptsitz nahe Shanghai einen ganzen Industrie-Cluster der Möbelherstellung mit.
Wir entwickeln hier Automaten in einem Drittel der Zeit und mit einem Zehntel der Kosten.
China sei nicht mehr der Billigproduktionsstandort, der es mal war, betont Kobler. Man könne hier jetzt sehr effizient Maschinen und Antriebe entwickeln.
Auch deshalb kam es zu der Verlagerung von der Schweiz und Deutschland nach China, wie der Chef von Phoenix Mecano ausführt. «Wir entwickeln hier Automaten in einem Drittel der Zeit und mit einem Zehntel der Kosten von früher.»
Steuererleichterungen, Kontakte zu Unis
Zudem setze die chinesische Regierung Anreize: Beispielsweise würden die lokalen Behörden den Kauf von Land erleichtern. «Es gibt Subventionen in Form von Steuererleichterungen oder man erhält Zugang zu Forschungsinstituten wie Hochschulen», sagt Kobler. Darauf sei seine Firma angewiesen.
Das tönt gut. Doch die autoritäre Regierung Chinas greift immer stärker in die Privatwirtschaft ein. Dazu kommen geopolitische Spannungen. Viele Firmen und Investoren sind verunsichert, wenn sie nach China blicken. Entsprechend gingen die Investitionen aus dem Ausland drastisch zurück.
Geopolitik bei Entscheid ausgeklammert
Auch Investoren und Analysten hätten kritische Fragen zu den Investitionen in China gestellt, sagt Kobler. Dabei klammert er die aktuelle Krisensituation in der internationalen Politik aus: «Geopolitik hin oder her – für das Geschäft hier vor Ort ist sie nicht relevant.»
Zwar zerbreche er sich als Bürger den Kopf darüber, wie es mit der Geopolitik weitergehen könnte. Doch: «Aus Geschäftsperspektive ist sie derzeit kein strategisch relevanter Punkt.» Für den Schweizer Konzern machen die Investitionen in China also Sinn.
Davon will der chinesische Premierminister Li Qiang in Davos am WEF auch die globale Wirtschaftselite überzeugen. Seine Aufgabe ist schwierig: Immer noch wirken die derzeit lahmende Wirtschaft in China, die zunehmend autoritären Tendenzen der Regierung sowie die geopolitischen Spannungen abschreckend auf internationale Investoren.