Die Mehrheit der Unternehmen will auch künftig neue Stellen schaffen. Das zeigt der neue Beschäftigungsbarometer des Schweizerischen Arbeitgeberverbands.
Das sei erfreulich, sagt Simon Wey, Chefökonom des Verbands, aber er warnt: «Wir sehen seit Jahren, dass die Anzahl Stellen kontinuierlich wächst. Wenn wir unseren Wohlstand aufrechterhalten wollen, müssen wir genügend Arbeitskräfte haben.»
Das heisst, entweder müssen mehr Personen arbeiten oder jene, die bereits auf dem Arbeitsmarkt tätig sind, müssten länger arbeiten.
Bevölkerung wächst
Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 65 Jahren wird laut Bundesamt für Statistik zwar in den nächsten Jahren weiter wachsen, aber immer mehr Beschäftigte möchten Teilzeit arbeiten. Und gerade viele Frauen tun dies auch. Vor allem Mütter arbeiten oft in Kleinstpensen.
Der Arbeitgeberverband möchte sie motivieren, mehr zu arbeiten. «Die Frauen in der Schweiz sind europäischen Vergleich besonders häufig erwerbstätig. Das Problem ist aber, dass sie oft in tiefen Pensen arbeiten.» Das sei nicht nur für die Wirtschaft ein Problem, sondern auch für die Frauen selber, weil sie dadurch einkommens- und karrieremässig nicht mit Männern Schritt halten könnten, so Wey.
Es sei aber klar, dass man die Kinderbetreuung ausbauen müsse, wenn man die Mütter dazu bringen wolle, mehr zu arbeiten. Der Arbeitgeberverband unterstützt darum die politischen Pläne für mehr externe Kinderbetreuung.
Trotz gut laufender Wirtschaft relativ viele Erwerbslose
Gegen diese Bemühungen hat Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbund, nichts einzuwenden. Aber wegen der Pensionierung der Babyboomer müsse niemand mehr arbeiten: «In fünf Jahren werden alle Babyboomerinnen und Babyboomer in Pension sein. Es gibt im Gegenteil zahlreiche Leute, die heute schon länger arbeiten müssen. Einfach, weil die Rente nicht reicht. »
In der Schweiz seien noch immer 200'000 Personen erwerbslos, das sind 4 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Im historischen Vergleich sei das viel. Und es seien Leute, die gerne arbeiten würden, aber nicht die passende Ausbildung hätten.
Die Arbeitgeber müssten umdenken, findet Lampart: «Sie müssen Ältere einstellen und sie müssen auch Leute anstellen, die sie erst ausbilden müssen, bevor sie produktiv sind.»
Chefs kommen ihren Angestellten entgegen
Man sehe ja, dass die Arbeitgebenden den Arbeitnehmenden stärker entgegenkommen, sagt Wey vom Arbeitgeberverband. So hätten die Arbeitnehmenden gute Resultate bei den Lohnverhandlungen erzielt. Auch würden zum Beispiel mehr ältere Arbeitnehmende beschäftigt als früher.
Aber alle Erwerbslosen könne man nicht integrieren. «Die Arbeitgebenden werden sich bemühen, dass sie den Wünschen den Arbeitnehmenden vermehrt nachkommen können. Das müssen sie auch, weil sie im Wettbewerb mit anderen Unternehmen stehen.» Wenn sie aber höhere Löhne zahlen müssten oder in die Bildung investieren müssten, dann kosten unter Umständen viel. Darunter leide die Wettbewerbsfähigkeit, so Wey.
Die Kräfteverhältnisse auf dem Schweizer Arbeitsmarkt haben sich verschoben - auch wegen des demografischen Wandels verschoben. Die Arbeitgebenden müssen sich um Beschäftigte bemühen und das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben.