In der Öffentlichkeit hat man den neuen Postchef Roberto Cirillo noch kaum wahrgenommen. Das sei Absicht gewesen, sagt er. Er habe zuerst die Mitarbeiter, Kunden und das Unternehmen intensiv kennenlernen müssen. Erst danach könne er «die entsprechenden Massnahmen an die Öffentlichkeit bringen».
Sorgenkind Nr. 1: die Briefpost
Schliesslich gehe es nicht um seine Person. «Es geht um die Post und die Post steht vor grossen Herausforderungen», so Cirillo, der Tessiner Wurzeln hat. Mit «Herausforderungen» meint der Postchef die sinkenden Einnahmen. Cirillos Hauptsorge ist dabei die Briefpost, die eigentlich das wichtigste Standbein der Post wäre.
Doch die Menge der Briefe sinkt von Jahr zu Jahr. Durch den Boom beim Onlinehandel steigt dafür die Anzahl Pakete. Doch noch könne man bei der Post die grössere Menge an Paketen nicht mit dem Umsatzrückgang bei der Briefpost wettmachen, beklagt Cirillo. Denn es sind kostspielige Investitionen in neue Paketzentren nötig.
Suche nach neuen Geschäftsfeldern
Was also ist zu tun? «Wir müssen in neue Geschäftsfelder investieren und diese rasch wachsen lassen», so der Postchef. Dass das für die Post ein Weg sein muss, ist allerdings nicht neu. Das betonte schon seine Vorgängerin Susanne Ruoff immer wieder.
So investierte die Post etwa in den Geschäftsbereich Swiss Post Solutions. Hier bietet die Post Dienstleistungen rund um die Verarbeitung von physischen und elektronischen Dokumenten. Inzwischen schreibt die Post mit solchen neuen Dienstleistungen sogar Gewinne. Doch sie machen erst einen Bruchteil des Unternehmensgewinns aus und können die wegbrechenden Einnahmen andernorts bei Weitem nicht kompensieren.
Logistik als Weg in die Zukunft?
Deshalb spricht Cirillo davon, künftig in die Logistik zu investieren. Denn dort gebe es in vielen Bereichen eine grosse Nachfrage. «Wir werden dies in wenigen Wochen ankündigen», bleibt der Postchef vorerst vage. Auch elf Monate nach seinem Amtsantritt ist also unklar, wie Cirillo den Gelben Riesen für die Zukunft fit machen will.
Derzeit ist die Postführung daran, die Unternehmensstrategie für die Jahre 2020 bis 2022 auszuarbeiten und danach mit dem Eigner – dem Bund – abzugleichen. Dazu gehört auch die Postfinance. Vor einem Jahr hatte der Bundesrat bekannt gegeben, dass er das Kreditverbot beim Post-Finanzinstitut aufheben möchte.
Postfinance unter Druck
Bislang darf Postfinance nämlich selber keine Kredite vergeben und muss ihr Geld an den Finanzmärkten anlegen. Doch wegen der tiefen Zinsen verdient Postfinance mit solchen Anlagen immer weniger. Ob das Parlament der Aufhebung des Kreditverbots zustimmen wird, bleibt derzeit allerdings offen.
Wie auch immer die neue Strategie der Post aussehen wird: Einfach und schnell lassen sich die vielen Probleme der Post wohl nicht lösen. Denn das Unternehmen wird auch weiterhin einen Grundversorgungsauftrag erfüllen müssen und kann sich deshalb nicht von heute auf morgen neu erfinden. Die Post hat also noch einen weiten Weg vor sich.