Das Wichtigste in Kürze
- In Lugano tagen zur Zeit die 164 Delegierten der Raiffeisengruppe.
- Sie sind das oberste Organ von Raiffeisen Schweiz und wählen unter anderem auch den Verwaltungsrat.
- Das Kongresszentrum in Lugano ist für Medien nicht zugänglich – nicht einmal die Eingangshalle.
- Trotzdem sickern Informationen durch.
Die Veranstaltung sei ungleich von Generalversammlungen anderer Banken nicht öffentlich, weil vertrauliche Dinge besprochen würden, begründet eine Mediensprecherin das «Sperrgebiet». Einzelne wenige Journalisten vertreten sich vor dem Gebäude die Füsse.
Sachliche Diskussionen
Doch zum Glück gibt es Raucher, die ab und zu raus müssen: Die Stimmung im Saal sei gut, berichten zwei Delegierte in einer Rauchpause, einer aus der Ostschweiz, einer aus der Romandie. Die Diskussionen seien sachlich, nach vorne gerichtet. Es bestehe ein Konsens, dass es jetzt darum gehe, die Lage zu entdramatisieren.
In der Romandie habe die Affäre Vincenz viel weniger Schaden angerichtet als in der Deutschschweiz, weiss zudem der ältere Delegierte aus der Westschweiz zu berichten. St. Gallen mit dem Hauptsitz sei weit weg. Für die Kunden seien die lokalen Banken wichtig. Und da herrsche Vertrauen, glaub der Delegierte.
Sehr gut angekommen ist bei den Delegierten, dass der Verwaltungsrat am Freitagabend entschieden hat, heute nicht über die Entlastung der Verwaltungsräte abstimmen zu lassen.
Nach der Veröffentlichung des Finma-Berichtes am Freitag wäre die Décharge mit grosser Sicherheit nicht erteilt worden, sagen beide Delegierten. Diese Schmach habe der Verwaltungsrat offenbar schon gar nicht riskieren wollen. Die Finma war zum Schluss gekommen, dass der Raiffeisen Verwaltungsrat seine Aufsichtspflicht über Pierin Vincenz sträflich vernachlässigt habe. Der mitverantwortliche ehemalige Präsident Johannes Rüegg-Stürm war schon vor Wochen zurückgetreten.
Darauf angesprochen, dass die Ehefrau Pierin Vincenz’ als Raiffeisen-Chefjuristin den CEO und Ehemann in Corporate Governance-Dingen hätte kontrollieren müssen, sagt der Delegierte aus der Ostschweiz: «In meiner Bank hätte ich so eine Konstellation nie erlaubt.»