Wie kam es zum Wertverlust des Schweizer Frankens? Der wichtigste Grund: Die Schweizer Zinsen sind heute deutlich tiefer als die in der Eurozone oder in den USA. «Die Differenz hat sich im Frühling noch verstärkt, als die Schweizerische Nationalbank als erste grosse westliche Zentralbank die Zinsen gesenkt hat», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Damian Rast. Tiefere Zinsen bedeuten, dass es hierzulande weniger attraktiv ist, Geld anzulegen. Die Folge: Das Geld fliesst ins Ausland und schwächt den Schweizer Franken. So gibt es für einen Franken aktuell nur gut einen Euro.
Ein schwächerer Franken und ein stärkerer Euro: Was bedeutet das für die Ferienpläne? Wenn es weniger Euro für den Franken gibt, ist die logische Folge, dass wir uns im Ausland weniger kaufen können. Sind also die glorreichen Zeiten vorbei? Man müsse die Wehmut relativieren, wendet Damian Rast ein: «In der Eurozone und in den USA war die Inflation in den letzten Jahren deutlich höher als in der Schweiz.» Das heisst: Schon vorher war der Preis etwa für einen Kaffee in unseren Nachbarländern deutlich mehr gestiegen als in der Schweiz. «De facto konnte man mit dem starken Franken oft gar nicht so viel kaufen, wie man vielleicht gedacht hat.» Die gute Nachricht für Ferienfreudige: Die Inflation in der Eurozone ist wieder im Sinkflug.
Wie sind die Schweizer Export- und Importwirtschaft betroffen? Ein schwächerer Franken bedeutet: Schweizer Produkte werden im Ausland günstiger. Das hilft also der Exportwirtschaft. Für die Importeure ist es genau umgekehrt: Aus der Eurozone oder auch aus den USA importierte Produkte werden teurer. Aber ganz so schwarzweiss ist es selten: «Es gibt natürlich auch Firmen, die Vorprodukte oder Dienstleistungen aus dem Ausland beziehen, also etwa aus der Eurozone, diese dann hier verarbeiten und dann wieder ins Ausland verkaufen», sagt Damian Rast. Die Rechnung ist also für viele Unternehmen komplizierter.
Wie geht es dieses Jahr mit dem Schweizer Franken weiter? Eine klare Prognose gibt es zwar nicht. Aber viele Ökonomen erwarten, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinsen im Juni und September weiter senken wird. Ergo würde der Franken weiter geschwächt. «Vor allem dann, wenn die Zentralbanken der USA und der Eurozone, also das Fed und die EZB, ihre Geldpolitik nicht auch lockern», sagt der Wirtschaftsredaktor.
Ist es also vorbei mit dem stärkeren Franken? Auf die längere Frist sehen viele Wirtschaftler wieder einen stärkeren Franken in Sicht. Wenn die Inflation in den USA und der Eurozone kein Thema mehr ist, werden auch dort die Zinsen gesenkt. Die Schweiz hat eine starke Exportindustrie, gesunde Staatsfinanzen und gilt als sicherer Hafen, wirtschaftlich und politisch. «Die Welt wird wohl auch in den nächsten Jahren weiter mit vielen Unsicherheiten konfrontiert sein», so der Wirtschaftsredaktor. «Das dürfte dem Schweizer Franken tendenziell wieder helfen.»