Der Leitzins: Der Leitzins ist ein Zinssatz, über den Notenbanken das Verhalten der Geschäftsbanken beeinflussen. Denn die Banken müssen sich immer wieder neues Geld leihen, das gehört zu ihrem Tagesgeschäft. Wenn die Banken bei der Nationalbank Geld leihen, zahlen sie einen Zins. Das ist der Leitzins. Leitzinsveränderungen wirken sich immer verzögert aus. Denn es dauert eine Weile, bis die Banken die veränderten Zinsen an die Kundinnen und Kunden weitergeben, auf die neuen Zinsen für Kredite und Hypotheken reagieren und sich das auf die Wirtschaft auswirkt.
Leitzinserhöhung gegen steigende Preise: Wenn die Preise steigen, kann die Nationalbank den Leitzins erhöhen, um die Preissteigerung zu bremsen. Ein höherer Leitzins bedeutet, dass es für Banken teurer ist, Geld bei der Nationalbank auszuleihen. Diese höheren Preise geben sie an ihre Kundinnen und Kunden weiter, das heisst für sie wird es teurer, sich bei der Bank Geld zu leihen. Die Zinsen für Kredite und Hypotheken steigen. Das dämpft die Nachfrage, will heissen: Die Bevölkerung und auch die Firmen haben weniger Geld für anderes. Wenn wir weniger kaufen oder abwarten, dann sinken die Preise.
Leitzinserhöhung und die Gefahr einer Rezession: Das wichtigste Ziel der Nationalbank sind stabile Preise, die maximal zwei Prozent pro Jahr steigen. Wenn die Nationalbank aber den Leitzins erhöht, um gegen steigende Preise vorzugehen, dann birgt das immer die Gefahr einer Rezession: Denn weniger Nachfrage bedeutet, dass die Firmen weniger verkaufen. Gleichzeitig wird es für Firmen teurer, Kredite zu beziehen, und sie vertagen eher eine Investition. Beides wirkt sich negativ auf die Konjunktur aus, das heisst, die Konjunktur wird gedämpft. Und wenn diese zu sehr gedämpft wird, dann führt das zu einer Rezession.
Leitzinserhöhung und der Wechselkurs: Ein höherer Leitzins hat nicht nur Einfluss auf die Preise und die Konjunktur, sondern auch darauf, wie viel der Euro und Dollar im Vergleich zum Franken wert sind. Der Wechselkurs zu anderen Währungen beeinflusst, wie teuer es für Firmen und für die Bevölkerung ist, im Ausland einzukaufen und umgekehrt, wie teuer es für Ausländerinnen und Ausländer ist, in der Schweiz einzukaufen. Ein höherer Leitzins stärkt den Franken, so zumindest die Wirtschaftstheorie.
Weitere Einflüsse auf den Wechselkurs: Ein stärkerer Franken bedeutet, dass man sich mit dem Schweizer Franken im Ausland mehr kaufen kann. Reisen im Ausland werden also günstiger, umgekehrt wird es für Touristinnen und Touristen teurer, in die Schweiz zu reisen. Für Firmen ist es ebenfalls günstiger, im Ausland einzukaufen. Für Firmen, die viel exportieren, ist ein starker Franken aber schlecht, weil ihre Produkte dadurch teurer werden. Im Quartalsheft der Nationalbank zur «Reaktion des Schweizer Frankens auf Zinsänderungen der Nationalbank» finden Sie weitere Informationen.
Die drei Mechanismen funktionieren – zumindest in der Theorie – alle auch in die umgekehrte Richtung. Die Nationalbank muss also abwägen, für wen welche Politikänderung wie förderlich oder einschneidend ist.