Auf der Plattform Swiss Energy Charts findet man fast alles zur aktuellen Stromsituation. Die Webseite zeigt zum Beispiel an, wie gut die Stauseen gefüllt sind, wie viel Strom die Schweiz im Moment importiert und exportiert.
«Selbstverständlich stellen wir den momentanen Verbrauch der Schweiz in einer Stundenaufnahme dar», sagt Thomas Nordmann. Der Energieexperte und selbsternannte Solarpionier betreibt die Plattform seit rund drei Jahren – mit finanzieller Unterstützung des Bundes.
Der Stromverbrauch der Schweiz wird hier täglich quasi auf dem Silbertablett serviert. Doch der Bund verwendet diese Daten nicht. «Ganz einfach, weil sie nicht vollständig sind», sagt Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie (BFE). Die Daten würden zwar sehr schön dargestellt, aber es fehle einiges, was auf den unteren Netzebenen verbraucht oder eingespeist werde.
Man sieht zwar, wie viel Strom im Moment in der Schweiz verbraucht wird. Eine Aufschlüsselung nach Regionen, Kantonen oder nach Haushalten ist aber nicht zu finden.
Es geht um den Gesamtverbrauch. Im Moment sind wir durch eine Strommangellage bedroht.
Dennoch ist Webseiten-Betreiber Nordmann überzeugt, dass diese Zahlen dem Bund in der jetzigen Situation viel bringen. «Es geht ja um den Gesamtverbrauch. Im Moment sind wir durch eine Strommangellage bedroht.»
Es brauche jetzt beides: schnelle Informationen, die vielleicht noch nicht ganz präzis sind und später die genauen Daten, die vom Bund amtlich beglaubigt sind.
Bund wartet auf verlässliche Zahlen
Doch genau auf diese Zahlen will der Bund warten. Denn grobe Zahlen genügten in dieser Situation nicht, bekräftigt Zünd vom BFE. «Wenn der Bund Stromeinschränkungen vornimmt, den Strom abstellt oder den Strom für Grossverbraucher kontingentiert, dann hätten die Betroffenen keine Freude daran, wenn man dies aufgrund grober Trendzahlen machen würde.» Man sei daran, die nötigen Zahlen zu beschaffen.
Die rund 630 Stromversorgen in der Schweiz können diese Daten liefern. Beispielsweise AEW, der Energieversorger für den Kanton Aargau. Man habe täglich aktuelle Daten zum Stromverbrauch und könne die auch problemlos der Industrie und den Haushalten zuordnen, heisst es dort.
«Grundsätzlich sofort»
Gleich tönt es beim Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. Denn laut EWZ-Sprecher Harry Graf kann man bereits jetzt schon ausweisen, wie viel Strom die privaten Haushalte verbrauchen. Deshalb staunt er über die Aussage des Bundes, wonach es noch bis Ende Jahr dauert, bis er die Stromzahlen nicht mehr mit dreimonatiger Verzögerung erhält.
Denn auf die Frage, wie schnell Zürich liefern könne, sagt er: «Grundsätzlich können wir sie am Folgetag liefern. Die Millionen von Daten sind bei uns abgespeichert. Wir müssen sie nur noch so aufbereiten, dass sie verständlich und übermittelbar sind.» Graf meint damit, dass man damit noch eine verständliche Grafik gestalten müsste. Genau gleich tönt es aus dem Kanton Aargau.
So sparen Sie Strom:
Bleibt noch die Frage, ob denn in den aktuellen Zahlen die Sparkampagne des Bundes bereits positiv zu Buche schlägt. «Leider nein», meint Graf. Die Zürcherinnen und Zürcher bräuchten wohl noch etwas Zeit.