Trams stehen still, Strassenlampen sind dunkel, Telefonleitungen tot: Blackout. Davor haben Behörden, Fachleute und nicht zuletzt auch der Bundesrat gewarnt. Zeitgleich stiegen die Strompreise in die Höhe. Jetzt scheint ein Strommangel zumindest für diesen Winter abgewehrt.
«Die Situation ist doch einiges entspannter», sagte Urs Meister, Geschäftsführer der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom). «Seit Anfang Dezember sind die Grosshandelspreise für Strom deutlich gesunken.»
Das bestätigt auch Marktanalyst Morten Vesterdal vom Energiekonzern Alpiq. «Die Preise sind auf einen Fünftel des Höchststandes gefallen.» Im August 2022 lag der Preis für eine Megawattstunde im Schnitt bei 1100 Franken. Jetzt sind es 200 Franken. «Da war extrem viel Risikoprämie drin», erklärt Vesterdal.
Forderungen nach tieferen Kosten
Was heisst das jetzt für die Stromverbraucher? Kostet der Strom bald wieder weniger? Genau das fordert Konsumentenschützerin Sara Stalder: «Wichtig ist, dass die Leute entlastet werden, die sehr stark von hohen Strompreisen betroffen sind.» Deshalb brauche es auch ausserordentliche Massnahmen.
Sie kritisiert, dass Unternehmen die hohen Strompreise sofort an Konsumentinnen und Konsumenten weitergeben. «Wenn die Preise dann heruntergehen, lassen sich die Anbieter Zeit. Sie lassen die Preise für die Konsumentenschaft hoch. Das ist unfair», sagt Stalder.
Die Preise signalisieren noch immer, dass wir uns in einer Mangellage befinden.
Für Haushalte hätten die sinkenden Strompreise keine unmittelbaren Auswirkungen, sagt Elcom-Chef Meister. Die Stromtarife für 2023 wurden schon im letzten Jahr festgelegt. «Für das 2024 haben die tieferen Grosshandelspreise natürlich eine gewisse Auswirkung.»
Strompreise steigen auch 2024
Doch egal wie geschickt die Energieversorger am Markt handeln, die Strompreise für Haushalte dürften auch nächstes Jahr höher ausfallen. «Im Moment gehen wir davon aus, dass 2024 die Tarife noch einmal ansteigen», sagt Meister.
Im Gegensatz zu den Haushalten sind die Auswirkungen bei Grosskunden deutlicher, also bei Firmen, die viel Strom verbrauchen. Das ist zum Beispiel die Härterei Schmid im solothurnischen Dulliken. Sie stellt Produkte für die Medizinal- und Autobranche her.
Die Strompreise würden seit einer Weile wieder sinken, stellt Geschäftsführer Roger Hofer fest. Doch für sein Geschäft seien sie immer noch zu hoch. Er rechnet vor: «Wir haben für die nächsten zwei Monate einen Vertrag für rund 26 Rappen pro Kilowattstunde abgeschlossen. Das ist immer noch mehr als das Sechsfache von dem, was wir bis vor einem Jahr gezahlt haben.»
Keine Entwarnung
Auch der Alpiq-Analyst Vesterdal stellt fest, dass trotz Entspannung die Strompreise nach wie vor «extrem hoch» seien. «Die Preise signalisieren noch immer, dass wir uns in einer Mangellage befinden.»
Das sieht auch die Elcom so und gibt keine Entwarnung. «Jetzt ist ein sehr gutes Szenario eingetreten, mit sehr hohen Temperaturen und geringerem Energieverbrauch», sagt Meister. Doch für den nächsten Winter seien die Unsicherheiten gross. Deshalb würden die Massnahmen gegen eine Strommangellage weiterhin wichtig bleiben.