Schweizer Schokolade direkt von US-Zöllen betroffen: Nicht nur Lindt & Sprüngli und Nestlé exportieren in die USA. Auch kleinere Chocolatiers wie Felchlin aus dem Kanton Schwyz, Canonica aus dem Kanton Genf oder Läderach aus dem Kanton Glarus verkaufen ihre Pralinen und Schokoladetafeln in die USA. Auf diese Schokolade gilt neu ein Zoll von 31 Prozent. «Rund sieben Prozent der Schweizer Schokoladenexporte gehen in die USA», sagt Roger Wehrli, Direktor der Branchenverbände Chocosuisse und Biscosuisse. «Betroffen (von den Zöllen) sind vor allem kleinere Chocolatiers, die in der Schweiz produzieren und keine Fabriken in den USA haben.»
Osterhasen sind schon in den USA, nicht aber die Samichläuse: Ostern ist zwar erst in zwei Wochen, aber der Schokoladenhandel geschieht jeweils etwa ein halbes Jahr im Voraus. Laut Roger Wehrli vom Schweizer Schokoladenverband sind die Osterhasen schon längst in den Läden in den USA. Grund zum Ostern feiern gibt es für die Schoggihersteller aus der Schweiz aber trotzdem nicht. Denn schon jetzt beginnt hinter den Kulissen das Weihnachtsgeschäft, und hier greifen die US-Zölle und bringen viel Unsicherheit mit.
Zölle kommen zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt: Laut dem Schweizer Schokoladenverband Chocosuisse hat sich der Kakaopreis im vergangenen Jahr fast vervierfacht, von 3000 Dollar auf rund 11'000 Dollar pro Tonne. Dies wegen schlechter Ernten, vor allem in Ghana und der Elfenbeinküste, den Hauptanbauländern von Kakaobohnen. Auch in den Schweizer Läden wird Schokolade immer teurer. Der hohe Kakaopreis wird sich laut Schokoladenverband erst dieses Jahr vollständig bemerkbar machen, da die Schokoladenhersteller bis jetzt noch günstigeren Kakao auf Lager hatten. Der Kakao wird weltweit teurer, das betrifft also nicht nur Schweizer Schokoladenhersteller.
Wettbewerbsvorteil für Unternehmen in der EU: Die Schweizer Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dass die Zölle, die jetzt zusätzlich kommen, nicht für alle Länder gleich sind. Für EU-Länder werden die Zölle 20 Prozent betragen. Für die Schweiz 31 Prozent. Damit hat die Schoggi-Konkurrenz aus der EU gegenüber Herstellern aus der Schweiz laut Chocosuisse einen Wettbewerbsvorteil. Unter anderem deshalb sei die Schokoladenbranche in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden beim Bund.
Schweizer Produzenten beklagen weitere Herausforderungen: Im heutigen Jahresbericht schreibt Chocosuisse zudem, dass die protektionistische Schweizer Agrarpolitik weitergedacht werden müsse. Damit gemeint ist der Grenzschutz, zum Beispiel auf Zucker, den die Schweiz selbst hat. Und auch die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten, die ab Ende 2025 verbindlich gelten wird. Die ganze Kakao- und Schoggi-Wertschöpfungskette muss dann Anforderungen an Rückverfolgbarkeit, Risikoanalyse und digitale Nachweispflichten erfüllen. Unter die Verordnung fallen primär Länder der EU. Schweizer Schokoladenhersteller sind aber indirekt betroffen, weil sie in die EU exportieren. Laut Chocosuisse haben Schweizer Unternehmen sogar einen Nachteil gegenüber Unternehmen aus der EU, weil die Schweiz als Drittstaat nicht von Übergangsbestimmungen profitiert und Schweizer Schokoladenhersteller keinen vollwertigen Zugang zum Informationssystem der EU haben.