Warum geben die US-Zölle so viel zu reden? US-Präsident Donald Trump setzt seine Importzölle wie Waffen in einem Handelskrieg ein. Oft wissen die Handelspartner nicht, ob die Ankündigungen neuer Zölle ernst gemeint sind – oder nur ein Bluff. Zudem folgen Schlag auf Schlag immer neue Drohungen. So sind die 25-prozentigen Zölle auf Stahl und Aluminium seit dem 12. März in Kraft. Nächste Woche soll es neue Zölle auf Autoimporte geben und wie es danach weitergeht, ist unklar.
Wie schwer wiegen die Zölle für Schweizer Exportfirmen? Aus Sicht der Schweizer Exportindustrie sind die bereits geltenden Zölle auf Stahl und Aluminium noch keine Katastrophe. Für die betroffene Tech-Branche der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) sind die USA aber immerhin der zweitwichtigste Exportmarkt mit einem Anteil von 15 Prozent – nach dem wichtigsten Absatzmarkt Deutschland mit 23 Prozent. Grössere Gefahr droht, wenn neue US-Zollschranken, beispielsweise gegen Autos aus Deutschland, indirekt auf die Zulieferfirmen von Autoteilen in der Schweiz durchschlagen sollten.
Was macht den Schweizer Exportfirmen besonders zu schaffen? Am Beispiel der MEM-Branche zeigt sich, dass der Teufel oft im Detail steckt. Neu betreffen die US-Stahl- und Alu-Zölle nämlich auch einzelne Komponenten und Ersatzteile aus Metall. Die Schweizer Hersteller müssen also jeweils genau berechnen, was der Wert einzelner Metallteile in ihren Produkten ist. Nur auf diesem Metallwert sind die Zusatzzölle fällig. Um das in der Praxis umzusetzen, braucht es Spezialisten oder externe Experten. Ein Schweizer Exporteur muss beispielsweise mit dem Importeur oder einem US-Zollbroker zusammenarbeiten. Sonst ist es kaum möglich, die Einfuhrzollanmeldung korrekt über die Bühne zu bringen. Dieser Papierkram kostet Zeit und Geld. Nach Auskunft des Verbands Swissmem sind sogar die US-Behörden bei der Abwicklung derzeit überfordert und haben noch nicht alle Prozesse voll im Griff.
Lassen sich die zusätzlichen Kosten beziffern? Bei den Tech-Exporteuren aus der MEM-Branche sind jährlich bis zu 800 Millionen Franken Exportvolumen betroffen von den neuen Stahl- und Alu-Zöllen. Aber es fallen nicht 25 Prozent dieses Exportvolumens – also rund 200 Millionen – als Zölle an. Die Zölle werden nämlich nicht auf dem Gesamtwert erhoben, sondern nur auf dem Metallwert. Wichtig ist ausserdem: Die Zölle zahlen grundsätzlich die Importeure, also die Abnehmer in den USA. Die Zollkosten kann die Exportfirma also im günstigsten Fall ganz auf die Abnehmer abwälzen. Wie die Abnehmer langfristig auf die neue Situation reagieren, ist allerdings eine andere Frage. Sicher ist: Der administrative Mehraufwand belastet direkt die Schweizer Exportfirma. Zahlen zum Mehraufwand für die Zollbürokratie gibt es nicht.
Ist der Papierkram schlimmer als der effektive Zoll? Beides sei schlimm, sagt dazu Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor des Branchenverbands Swissmem. Es gehe auch nicht allein um die Zollformalitäten. Die Firmen seien verunsichert und wüssten nicht, wie es weitergehe in den globalen Handelskonflikten. Offen ist zudem, welche Gegenmassnahmen die Handelspartner der USA ergreifen – die Europäische Union beispielsweise, oder China. Führt die EU Gegenzölle ein? Betreffen diese Schweizer Exporte in die EU? Das sind Fragen, über die sich die Managerinnen und Manager der Exportindustrie die Köpfe zerbrechen.