Es gibt in der Schweiz viel zu wenig ausgebildete Informatikerinnen und Informatiker. Zehntausende Stellen in der IT-Branche sind unbesetzt. Der Unternehmer Roland Brack unternimmt nun konkret etwas gegen den Fachkräftemangel in der Branche.
Im aargauischen Mägenwil, in Nachbarschaft zum Hauptsitz des Onlinehändlers Brack, entsteht das «ICT Village». Kostenpunkt: zehn Millionen Franken, finanziert von Roland Bracks Competec Holding. Auch Brack selbst sucht intensiv nach Mitarbeitenden – seine Firmen beschäftigen aktuell rund 1200 Personen im In- und Ausland.
Zumindest ein Teil soll künftig aus dem neuen Ausbildungszentrum in Mägenwil kommen. Roland Brack sagt: «Wir sind schon lange ein grosser Ausbilder im Aargau, insbesondere für Mediamatiker und Informatiker. Diese Anstrengungen intensivieren wir nun, weil sich das Problem zunehmend verschärft.»
Privates Engagement ist keine Konkurrenz
Laut dem nationalen Branchenverband droht bis ins Jahr 2030 tatsächlich ein massiver Fachkräftemangel in der IT-Branche. Bis zu 40'000 Fachleute würden zusätzlich gebraucht, so die Prognose.
In der Bildungslandschaft laufe etwas falsch, sagt Roland Brack. Vielen Betrieben sei die Ausbildung junger Leute zu aufwändig. Das habe eine Analyse ergeben, die zusammen mit dem Kanton Aargau und dem kantonalen ICT-Verband durchgeführt wurde. Acht Lehrstellen pro 100 Mitarbeitende wären notwendig – im Schnitt liegt die Quote aktuell nur bei knapp sechs Lehrstellen.
«Wir haben nicht geschlafen», entgegnet Carlo Pirola, Präsident des Verbandes ICT Aargau. «Es war einfach schwierig, Firmen zu überzeugen, weiterhin auszubilden.» Die Zusammenarbeit mit Roland Brack habe aber dazu geführt, dass im Aargau in den letzten drei Jahren immerhin 25 Prozent mehr Lehrstellen geschaffen werden konnten.
«Wenn wir als Verband mit den Firmen sprechen, dann sind wir mit den Zuständigen für Berufsbildung in Kontakt. Wenn Roland Brack mit den Firmen spricht, dann tut er dies mit dem CEO. Das ist eine ganz andere Ebene», erklärt Carlo Pirola.
Auch der Verband hilft den Firmen bei der Ausbildung. So können Lernende im Aargau zu Beginn ihrer Lehrzeit eine Art «Basis-Ausbildung» absolvieren, bevor sie dann als Lehrling in einer Firma starten.
Brack selbst braucht dringend Fachleute
Das private Engagement von Roland Brack ist nicht uneigennützig. Seine Firmen benötigen viele Computerfachleute. «Wir entwickeln unsere Webshop-Technologien selbst. Die dafür notwendigen Fachleute finden wir kaum mehr in der Schweiz. Die Ausbildung ist deshalb eine zentrale Investition in die Zukunft.»
Rund 200 Ausbildungsplätze sollen im neuen Gebäude in Mägenwil entstehen. Brack will diese Räume auch an andere Bildungsinstitutionen vermieten. Ein wichtiger Mieter wird der Aargauer ICT-Verband, der hier einzelne Kurse für angehende Spezialistinnen und Spezialisten anbietet. In zwei bis drei Jahren soll der Campus eröffnet werden, die Baubewilligung der Gemeinde steht aktuell noch aus.