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In der Schweiz ist die Nachfrage nach Abnehmspritzen gross
Aus Tagesschau vom 17.07.2024.
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Fettweg-Spritzen boomen Schweiz führt Rangliste bei Abnehmspritzen an

Die Nachfrage nach Dünnmacher-Medikamenten ist in jüngster Zeit markant gestiegen – teilweise übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

Wie eine Studie der Universität Zürich zeigt, liegt die Schweiz im Vergleich zu den USA, Kanada und Deutschland deutlich vorn, was den Pro-Kopf-Verbrauch von Abnehmmedikamenten wie Wegovy oder Saxenda anbelangt.

Das erstaunt: Denn im Vergleich leidet die hiesige Bevölkerung weniger unter Fettleibigkeit. Zudem wurden die Medikamente in der Schweiz später zugelassen und deren Abgabe steht unter strengeren Auflagen. Dennoch ist die Nachfrage nach Medikamenten, die einen raschen Gewichtsverlust versprechen, in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Laut der Studienautorin Kerstin N. Vokinger, Professorin für Medizin und Recht an der Universität Zürich, ist der massgebliche Grund die Kostenübernahme durch die Krankenkassen. «Die Kostenübernahme findet in den untersuchten Ländern nur in der Schweiz statt.» Einen Beleg findet die Studie im Zeitpunkt des Nachfrageanstiegs. Dieser fällt exakt auf den Zeitpunkt des Kostenübernahmeentscheids durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Die Kostenübernahme findet in den untersuchten Ländern nur in der Schweiz statt.
Autor: Kerstin N. Vokinger Professorin für Medizin und Recht, Universität Zürich

Hinzu kommen die hierzulande deutlich tieferen Behandlungskosten. Wird ein Medikament in der Schweiz kassenpflichtig, müssen die Preise mit dem BAG verhandelt werden. Dies hat oftmals zur Folge, dass Medikamente günstiger werden.

Medikament nur von Fachperson

Trotz gestiegener Nachfrage – längst nicht alle Abnehmwilligen profitieren von einer Kostenübernahme. Für eine Kostengutsprache müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein. Die Patientin oder der Patient muss einen bestimmten Body-Mass-Index erfüllen, eine Diät einhalten, sich einer Ernährungsberatung unterziehen und mehr Sport treiben. Zudem kann das Medikament nur von entsprechenden Fachpersonen verschrieben werden.

Dennoch führe die häufige Verschreibung der Abnehmmedikamente laut Sonja Aerne, Expertin Leistungen bei der Helsana, zu Mehrkosten. In Zukunft rechnet die Branchenorganisation Santésuisse mit 300 Millionen Franken pro Jahr. Deshalb fordert die Helsana einen Mengenrabatt: «Wenn ein Medikament mengenmässig einen Riesenhype auslöst, dann müsste der ursprüngliche Preis runtergehen.»

Bei solchen Medikamenten besteht die Gefahr, dass Lifestylezwecke aus der Grundversicherung bezahlt werden.
Autor: Sonja Aerne Expertin Leistungen, Helsana

Entscheidend sei die Differenzierung der Anwendungsfälle, sagt Sonja Aerne: «Bei solchen Medikamenten besteht die Gefahr, dass Lifestylezwecke aus der Grundversicherung bezahlt werden. Das wollen wir nicht. Wir wollen krankheitsbedingte Kosten übernehmen. Das heisst, Medikamente, die Adipositas bekämpfen.»

Laut Kerstin N. Vokinger könnten die Medikamente auch Kostenvorteile bringen. Übergewicht sei ein Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs: «Wir müssen verstehen, wie gut diese Medikamente langfristig funktionieren und ob wir es damit schaffen, potenzielle spätere Erkrankungen zu verhindern und damit auch Kosten einzusparen.»

Wir müssen verstehen, wie gut diese Medikamente langfristig funktionieren und ob wir es damit schaffen, potenzielle spätere Erkrankungen zu verhindern und damit auch Kosten einzusparen.
Autor: Kerstin N. Vokinger Professorin für Medizin und Recht, Universität Zürich

Hier hat Sonja Aerne Zweifel: «Es gibt ein Medikament, das schon länger auf dem Markt ist. Dort gibt es Beobachtungen, dass durch eine spätere Gewichtszunahme doch wieder Folgekosten entstanden sind.» Aus diesem Grund sei es wichtig, Daten zu sammeln, um die Folgekosten und mögliches Einsparpotenzial ausrechnen zu können.

Kurzfristig ist laut Vokinger bei den Abnehmspritzen eine starke Wirksamkeit zu beobachten. Unklar bleibt, wie sich die Wirksamkeit über längere Zeit entwickelt und welche Nebenwirkungen langfristig auftreten.

Tagesschau, 17.7.2024, 19:30 Uhr ; 

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