- Vielfach geben Fluggesellschaften bei ausgefallenen Flügen seit März Gutscheine aus.
- Was anfangs die flüssigen Finanzmittel schonte, könnte sich bald schon als Bumerang entpuppen.
Das Problem sind die Flug-Gutscheine. Seit März haben die Fluggesellschaften ihren Passagieren ausgefallene Flüge auch in Form von Gutscheinen zurückerstattet, nicht nur in bar. Kurzfristig konnten sie so ihre flüssigen Mittel schonen.
«Viele Kunden sind solidarisch»
Bei der Swiss etwa heisst es auf Anfrage: «Viele Kunden sind solidarisch und sie nutzen die Möglichkeit der Gutschein-Lösung für einen Flug zu einem späteren Zeitpunkt». Wie viele es konkret sind, wollte die Fluggesellschaft allerdings nicht bekannt geben.
Doch jetzt warnt der Internationale Luftfahrt-Verband: «Vor wenigen Wochen haben die Gutscheine geholfen, den Geldabfluss zu bremsen. Die Einlösung der Gutscheine in den kommenden Monaten wird den Abfluss jedoch beschleunigen.» Die Swiss beispielsweise bestätigt, dass solche Gutscheine bei Neu-Buchungen bereits eingesetzt würden.
Frisches Geld fliesst nicht in die Kasse
Ganz grundsätzlich heisst das für die Fluggesellschaften: Alle Passagiere, die den Gutschein einsetzen, müssen die Fluggesellschaften transportieren. Und damit fallen Kosten für das Flugzeug, für Start- und Landegebühren und für das Personal an. Aber frisches Geld, das die Fluggesellschaften dringend nötig hätten, fliesst so nicht in die Kasse. Denn die ursprünglichen Einnahmen haben die Fluggesellschaften längst ausgegeben.
Langfristig ein Bremsklotz
Die kurzfristige Entlastung wird langfristig somit zu einem Bremsklotz. Und die finanzielle Situation der Fluggesellschaften verbessert sich aktuell ohnehin kaum. Zwar hat die Zahl der weltweiten Flüge seit dem Stillstand wieder zugenommen, aber noch immer stehen sechs von zehn Flugzeugen am Boden, und jene in der Luft sind schlecht ausgelastet.
Aktuell ist in einem Flugzeug im Durchschnitt nur etwa jede zweite Sitz besetzt. Der Rest ist frei. Profitabel ist das kaum.