- Die Airline des Investors Martin Ebner will sich für die Zukunft rüsten und setzt auf grössere Flugzeuge als ursprünglich geplant.
- Die Kaufoption im Gesamtwert von 1.25 Milliarden Dollar beim brasilianischen Hersteller Embraer wurde bereits vor zwei Jahren abgeschlossen.
- Ein neu lanciertes Pop-Up-Routennetz soll der Airline zudem eine bessere Auslastung und Flexibilität ermöglichen.
Helvetic Airlines will die aktuelle Coronakrise als Chance nutzen und verkündet stattdessen die Anpassungen ihrer Flotte. Die bestehende Flugzeugbestellung beim brasilianischen Hersteller Embraer wurde überdacht und vier Flugzeuge des Typen E195-E2 sollen nun anstatt der kleineren Typen E190-E2 geliefert werden. Die Mehrkosten betragen zwei bis drei Millionen pro Flugzeug.
Die Helvetic rüste sich damit für die Zukunft. Ziel sei operative Flexibilität und Unabhängigkeit der Flotte. Auch hätten die grösseren Flugzeuge eine grössere Reichweite. Damit öffne sich für die Helvetic neue Märkte wie China oder Afrika. Bisher ist die Regionalfluggesellschaft im Besitz von 13 Flugzeugen der Typen E190-E1 und E190-E2.
Geschäftsmodell Flugzeugvermietung
Neben Linien- und Charterflügen bietet die Fluggesellschaft auch die Vermietung von Flugzeugen samt Besatzung an. Das Model nennt sich Wet-Lease und wichtigster Partner der Helvetic ist die Swiss. Für diese sind acht der Helvetic-Flugzeuge vertraglich vorgesehen. Ab August sollen auch diese Maschinen wieder für die Swiss abheben.
Helvetic bilde hier eine Ausnahme erklärt SRF-Avitatikexperte Michael Weinmann. Die Muttergesellschaft Lufthansa habe bereits alle übrigen Partnerschaften mit Fremdairlines gestoppt. «Hier stellt sich die Frage: Wie lange wird die Swiss diesen Deal so aufrechterhalten? Helvetic hat sicher eine Chance, wenn ihr Angebot günstiger ist, als wenn die Swiss mit ihren älteren A320 fliegt.»
Wir wollen DER Wetlease-Anbieter werden in Europa.
Besonders in diesem Bereich sieht die Helvetic Chancen. Viele Fluggesellschaften werden in den kommenden Jahren kaum die Mittel für neue Flugzeuge haben. Hier will Helvetic-Besitzer Martin Ebner in die Bresche springen: «Wir wollen der Wet-Lease-Anbieter werden in Europa.»
Mit Pop-Up-Strecken zum Ziel
Ausserdem setzt die Helvetic auf ein Pop-Up Routennetz. Anstatt regelmässig stattfindenden Flügen soll für wenige Tage eine neue Destination via Direktflug erreichbar sein. Der erste Pop-Up-Flug ist bereits für Ende Juli nach Tivat in Montenegro vorgesehen.
Für unsere Passagiere besteht kein Risiko.
Dies soll kurzfristige Anpassungen ermöglichen. «Sollte aufgrund von Reisebeschränkungen eine Route geändert werden müssen, können wir dies auf flexible Art regeln. In anderen Worten: Für unsere Passagiere besteht kein Risiko», erklärt Helvetic-Chef Tobias Pogorevc.
Aus Sicht von SRF-Aviatik Experte Michael Weinmann klingt dies nach einem kreativen Angebot zu einer Zeit in der Helvetic sich bewegen musste. Im Vergleich mit Linienflügen bedeuteten Pop-Up-Flüge für die Airline einen deutlich höheren Aufwand. «Für jede Destination sind dieselben Vorarbeiten von Neuem nötig. Zum Beispiel das Organisieren von Landerechten oder die Verträge mit Handlingfirmen am Flughafen.»
Helvetic selber bezeichnet das neue Angebot als Test. Ob sich dieser als erfolgreich erweist, wird sich in der aktuellen Ferienzeit zeigen.