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Folgekosten Schweizer Verkehr Der Verkehr kostet die Allgemeinheit Milliarden

Auto, Zug und Flugzeug verursachen in der Schweiz Kosten über 100 Milliarden Franken pro Jahr – rund 12'000 Franken pro Kopf.

Warum sind die Kosten für den Verkehr so hoch? Verkehr und Mobilität haben auch ihre Schattenseiten. Dazu gehören die Verkehrsunfälle sowie diverse Umweltschäden und Beeinträchtigungen der menschlichen Gesundheit. 2021 entstanden der Gesellschaft dadurch Kosten in der Höhe von insgesamt 32.2 Milliarden Franken. Die Unfall-, Umwelt- und Gesundheitskosten machen insgesamt rund einen Drittel aller Verkehrskosten aus.

Verkehrsstau auf nasser Autobahn an regnerischem Tag.
Legende: Der motorisierte Verkehr ist für den Grossteil der Verkehrskosten verantwortlich. Auf der Strasse wird aber auch deutlich mehr gereist und transportiert als mit dem Zug, dem Flugzeug oder dem Schiff. Keystone / Peter Klaunzer

Der Grossteil davon geht auf den motorisierten Strassenverkehr zurück, der für rund 27 Milliarden Franken, respektive über 80 Prozent verantwortlich ist. Auf der Strasse wird aber auch deutlich mehr gereist und transportiert als mit dem Zug, dem Flugzeug oder dem Schiff.

Wer bezahlt diese Kosten: die Verursachenden oder die Allgemeinheit? Die Allgemeinheit zahlt laut Bundesamt für Statistik mehr als die Verursachenden selbst – konkret 24.5 Milliarden von 32 Milliarden Schweizer Franken. Denn die Umwelt- und Gesundheitskosten sind zu einem Grossteil externe Kosten. Sie werden nicht von der Verursacherin selbst bezahlt, sondern betreffen Leute, die nicht direkt am Verkehr beteiligt sind, aber trotzdem negativ davon betroffen sind. Ein Beispiel: Der Verkehrslärm kann bei Anwohnern zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck führen. Mögliche Folgen der Luftverschmutzung sind Lungenkrebs, kaputte Gebäude oder Ernteausfälle. Als Klimaschäden gelten das Abschmelzen der Gletscher und extreme Wetterereignisse und deren Folgen. Einzig beim motorisierten Verkehr auf der Strasse bezahlen auch die Verursacher einen Teil ihrer Unfall-, Umwelt- und Gesundheitskosten. Etwa, wenn sie sich bei einem Unfall verletzen und die Heilungskosten selber tragen müssen.

Was ist die Folge von hohen externen Kosten? Es handelt sich hier um ein sogenanntes Marktversagen. Das heisst, dass alle, die mit dem Auto, dem Zug oder dem Flugzeug die Umwelt oder Gesundheit anderer belasten, nicht selbst dafür bezahlen. Sie reisen oder transportieren dadurch mehr, als wenn sie die wahren Kosten tragen müssten.

Schweizer Verkehr kostet 12'000 Franken pro Kopf und Jahr

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Wenn man Infrastruktur, Herstellung und Unterhalt für Autos, Züge, Flugzeuge und Schiffe berücksichtigt, dann kostet der Schweizer Verkehr unter dem Strich insgesamt 102 Milliarden Franken. Das sind 12'000 Franken pro Kopf der Bevölkerung. Das zeigen die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik, die sich auf das Jahr 2021 beziehen. Aktuell dürften die Kosten noch höher sein, da im Jahr 2021 der Schweizer Verkehr noch unter dem Einfluss der Covid-Pandemie stand, und vor allem weniger geflogen wurde.

Teuerster Verkehrsträger war mit einem Anteil von 81 Prozent die Strasse, gefolgt vom Schienenverkehr (13 Prozent) und des Luftverkehrs (6 Prozent). Auf den Strassen wurde aber auch am meisten Verkehr abgewickelt (74 Prozent der Personenkilometer bzw. 56 Prozent der Tonnenkilometer).

Was kann getan werden, damit die Verursachenden mehr selber bezahlen? Politische Massnahmen versuchen dem Marktversagen entgegenzuwirken. Dazu gehören zum Beispiel Landegebühren für Flugzeuge, die vom Lärm und der Emission abhängig sind. Ein weiteres Beispiel sind Treibstoff-Kompensationsleistungen, vor allem die Schwerverkehrsabgabe im Strassengüterverkehr. All diese Beiträge werden Internalisierungsbeiträge genannt: Sie sollen im Idealfall dazu führen, dass weniger Verkehrsmittel genutzt werden. Ideal wäre es auch, wenn diese Beträge direkt an die Personen zurückfliessen, die negativ vom Verkehr betroffen sind. Meistens versucht der Staat damit aber künftige Schäden zu vermindern, sodass die Betroffenen nur indirekt profitieren.

SRF3 Wirtschaft, 16.12.2024, 17:45 Uhr

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