Die Gerüchte hörten nie mehr auf. Schon kurz nachdem die Wettbewerbsbehörden im 2010 die Fusion von Orange und Sunrise verhindert hatten, wurde immer wieder spekuliert, wie durch Übernahmen oder Fusionen der übermächtigen Swisscom in der kleinen Schweiz beizukommen wäre. Nun also versucht es die Sunrise durch die Übernahme von UPC.
Der Zusammenschluss könnte diese von vielen erhoffte Konkurrenzsituation schaffen. Sunrise hat im Mobilfunk mindestens zur Swisscom aufgeschlossen – und hat mit Huawei im 5G-Aufbau einen starken Technologiepartner an der Seite. UPC bringt ein gut ausgebautes Kabelnetz, starke Internet-Angebote und ein attraktives Fernsehportefeuille (TV-App, Sportrechte) in die Verbindung ein. Damit hat die neue Sunrise eine gute Ausgangslage, um die Swisscom bei den Bündelangeboten (Mobile, TV, Festnetz) zu ärgern.
Kein Preissturz bei Bündelangeboten
Für die Kundinnen und Kunden ist die neue Ausgangslage interessant. Denn Sunrise wird rasch versuchen, interessante Angebote zu präsentieren, um die Kundschaft von der Fusion zu überzeugen. Ausserdem scheint es, als wolle der neue Chef von Salt, der kleinsten unter den drei grossen Telekom-Firmen, die gerade entstehende Dynamik für sich nutzen.
Es ist allerdings alles andere als sicher, ob die Fusion langfristig zu tieferen Preisen bei den Bündelangeboten oder bei den Mobilfunkabos führen wird. Sunrise muss die Fusionskosten wieder einspielen. Zudem kommen auf alle drei Anbieter hohe Investitionen im 5G-Ausbau zu. Und weil im Festnetz-Bereich ein Konkurrent wegfällt, wird der Druck, sich gegenseitig zu unterbieten dort kleiner.
Ausserdem ist die Swisscom auch nach der Fusion fast viermal grösser. Sie hat die finanziellen Möglichkeiten, die Konkurrenz in Schach zu halten. Und ganz zuletzt sind die Kundinnen und Kunden in der Schweiz eher langsam im Wechseln eines Angebots.
Sunrise muss Hürden überwinden
Auf Sunrise kommen ausserdem grosse Herausforderungen zu. Sie muss rasch zwei Unternehmenskulturen zusammenführen. Die Angestellten von UPC und Sunrise werden schnell Klarheit haben wollen, wie es für sie weitergeht. Die Privat- und Geschäftskunden müssen von dem neuen Angebot überzeugt werden – und die seit einiger Zeit andauernde Abwanderung von UPC-Kunden stoppen.
Investoren müssen überzeugt werden, sich finanziell stärker zu engagieren. Denn der Preis für die Übernahme ist hoch. Zudem muss die Wettbewerbskommission überzeugt werden, dass dieses Mal alles anders ist als 2010.
Diese Zeit der Unsicherheit werden sowohl die Swisscom als auch Salt versuchen, mit Charmeoffensiven für sich auszunutzen.