Morgen Montag dürfen die Gastrobetriebe in der Schweiz wieder öffnen. Die Auflagen sind allerdings streng. Der Verantwortliche für den Gastrobereich bei der Unia, Mauro Moretta, gibt Auskunft.
SRF News: Die Unia hat dieses Konzept mitverhandelt. Sind Sie zufrieden damit?
Mauro Moretto: Das Konzept für das Gastgewerbe ist ein erster wichtiger Schritt für die Wiedereröffnung von Restaurants am nächsten Montag. Wir sind froh um dieses Konzept. Die Gewerkschaften haben mehrere Verbesserungsvorschläge gemacht und diese wurden weitgehend berücksichtigt.
Die Branche muss alles daransetzen, dass sie nicht zum Ursprung einer zweiten Infektionswelle wird.
Wir konnten vor allem beim Schutz der Mitarbeitenden in exponierten Bereichen, beim Einsatz von besonders gefährdeten Personen und bei der Information über Leute, die im Betrieb erkrankt sind, Verbesserungen einbringen.
Ab morgen Montag muss dieses Regelwerk umgesetzt werden. Reicht die Zeit?
Sie ist knapp. Jeder Betrieb muss dieses Schutzkonzept für seine spezifische Situation adaptieren und ab dem Zeitpunkt, an dem er öffnen will, umsetzen.
Die Unia geht es um den Schutz des Personals. Wie wollen Sie diesen Schutz überprüfen?
Es liegt nicht in der Kompetenz der Gewerkschaft, das zu kontrollieren. Wir werden unsere Mitglieder und die Betriebe über dieses Konzept informieren. Aber es liegt an jedem Betrieb selbst, die Mitarbeitenden einzubeziehen.
Die Arbeitsinspektorinnen und -inspektoren der Kantone sollen das kontrollieren. Ist das realistisch?
Das ist der Punkt, der uns im Moment am meisten Sorgen macht. In den letzten Wochen hat sich gezeigt, dass die Kantone mehrheitlich bei der Kontrolle der vielen Meldungen überfordert waren, in einer Zeit, in der ganze Wirtschaftsbereiche wie das Gastgewerbe geschlossen waren. Nun kommt eine Fülle von Betrieben dazu. Die Kantone müssen Präsenz zeigen und dafür die Kapazitäten hochfahren, sonst wird es nicht reichen.
In einzelnen Kantonen mussten wir auf Baustellen schon die Polizei rufen, weil die Inspektoren nicht vorbeigeschaut haben.
Was müsste man machen, wenn es nicht genügend Kontrollen gäbe?
Wir müssten nach anderen Wegen suchen. In einzelnen Kantonen mussten wir auf Baustellen oder im Detailhandel schon die Polizei rufen, weil die Inspektoren nicht vorbeigeschaut haben. Das wäre nicht die beste Lösung, aber sie wäre unausweichlich, wenn die Arbeitsinspektorate ihrer Aufgabe nicht nachkommen können.
Wie sollen in einem kleinen Restaurant zwei Meter Abstand in der Küche eingehalten werden?
Im Konzept steht, dass – wenn der Abstand in der Küche nicht durchgehend gewährleistet werden kann – mit Masken gearbeitet werden muss. Das wird in der Küche sowieso der Fall sein, weil es oft Situationen gibt, in denen man sich näherkommt. Deshalb ist es einfach Pflicht. Ganz generell kann man sagen, dass diese Einschränkungen niemanden Freude machen, aber es gibt keine Alternative dazu. Jeder Betrieb wird in diesen Tagen für sich abwägen müssen, ob und wann es sinnvoll ist zu öffnen.
Wie sieht es beim Servicepersonal aus?
Wichtig ist der Punkt, dass alle Mitarbeitenden im Service eine Maske tragen kann, wenn sie das möchten. Das hat sich auch in anderen Branchen bewährt.
Zusammenfassend: Taugt das vorgelegte Schutzkonzept etwas?
Ja, ich bin überzeugt, dass dieses Konzept etwas taugt und dass es auch praktikabel ist. Es ist mit Aufwand verbunden, aber es gibt keine Alternative. Die Branche muss alles daransetzen, dass sie nicht zum Ursprung einer zweiten Infektionswelle wird. Dafür ist dieses Konzept und seine Umsetzung unerlässlich.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.